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Das Ende der
Masern ist nah

60 Prozent weniger Todesfälle

London(dpa). Während in Deutschland die Masern häufiger auftreten, hat eine umfangreiche Impfkampagne die Zahl tödlicher Fälle weltweit um 60 Prozent gesenkt. Durch eine neue Strategie seien 2005 eine halbe Million Menschen weniger an Masern gestorben als 1999, berichten Lara Wolfson und Kollegen von der internationalen Maserninitiative im britischen Medizinjournal »The Lancet«.

An der Maserninitiative sind die Vereinten Nationen (UN), die US- Seuchenbehörde CDC und das Amerikanische Rote Kreuz beteiligt. Vor sechs Jahren kosteten Masern weltweit 873 000 Menschen das Leben, 2005 noch 345 000. Damit sei das Ziel der UN-Vollversammlung noch übertroffen worden, die Zahl der Maserntodesfälle zu halbieren.
Obwohl Impfstoff schon seit vier Jahrzehnten auf dem Markt ist, war die hochansteckende Virusinfektion zu Beginn des Millenniums weltweit eine der führenden Todesursachen bei Kindern. 90 Prozent der Toten von 1999 waren nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch keine fünf Jahre alt. Betroffen sind vor allem die Entwicklungsländer.
Um der Krankheit Einhalt zu gebieten, entwickelten die WHO und das UN-Kinderhilfswerk UNICEF eine Strategie für Masernimpfungen und -überwachung. In den 45 am schwersten betroffenen Ländern wurden Kleinkinder geimpft und bekamen später die Gelegenheit zu einer zweiten Impfung zum Auffrischen, heißt es in »The Lancet«.
Besonders erfolgreich war diese Strategie in Teilen Asiens, wo die Zahl der Todesfälle um 81 Prozent sank. In Afrika verringerte die Impfstrategie die Zahl der Opfer um 75 Prozent. In Europa sollen die Masern nach WHO-Plänen bis 2010 sogar ausgerottet sein. Deutschland ist jedoch noch nicht gegen gefährliche Masernepidemien gefeit. »Die Durchimpfungsrate ist zwar besser geworden, aber längst nicht zufrieden stellend«, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (RKI) und Leiter des Kölner Gesundheitsamts, Jan Leidel. Für die Ausrottung der Masern müssten mindestens 95 Prozent der Kinder bis zum Ende des zweiten Lebensjahrs zwei Mal geimpft sein. Die Schuleingangsuntersuchungen 2005 hätten aber eine bundesweite Quote von nur 73 Prozent ergeben. Deutschland sei »Vize-Weltmeister im Export von Masern«. 2006 wurden hierzulande 2300 Masernfälle registriert, davon mehr als 1700 in NRW.

Artikel vom 19.01.2007