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Loyaler Helfer, der
aus der Deckung tritt

Erwin Huber - ein CSU-Kronprinz mit Chancen

Erwin Huber, 13 Jahre in der zweiten Reihe.

Berlin (Reuters). Erwin Huber ist seit Jahren einer der Kronprinzen von Edmund Stoiber. Wenn er nun nach dem Amt des CSU-Vorsitzenden greift, würde er damit entweder zum Erben - oder zum Vatermörder, je nach Verlauf der Nachfolge.
Denn mehr als andere Kronprinzen, wie Innenminister Günther Beckstein, war Huber stets loyaler Diener Stoibers und hat damit Anteil an dessen Erfolgen wie politischen Fehlern.
Mit der Absprache über die Nachfolge kommt Huber aus der Deckung und träte nach gut 13 Jahren in der zweiten Reihe aus dem Schatten Stoibers heraus. Die Ambitionen des 60-jährigen Landeswirtschaftsministers sind schon lange klar und scheinen angesichts der Karriere des Niederbayern politisch folgerichtig: CSU-Generalsekretär unter »Übervater« Franz Josef Strauß, CSU-Bezirkschef in Niederbayern, zweimal Chef von Stoibers Staatskanzlei, Finanz- und derzeit Wirtschaftsminister - der Bauernbub aus Reisbach hat es weit gebracht.
In den Machtspielen um eine Nachfolge Stoibers, vor Stoibers geplantem Wechsel nach Berlin 2002 und in diesen Tagen, agiert er dennoch aus mehreren Gründen vorsichtig und hintergründig: Ein vorzeitig angemeldeter Machtanspruch würde den Wunsch der CSU nach einem geordneten und würdigen Abgang Stoibers zuwiderlaufen. Auch muss die neue Machtkonstellation im Regional- und Konfessionsproporz der CSU austariert werden, etwa mit einem neuen Ministerpräsidenten namens Beckstein, dem Protestanten aus Franken. Dieser würde von der Landtagsfraktion auch mehr Unterstützung erfahren als Huber, der Stoibers Reform der bayerischen Kommunalstruktur aus Sicht der Abgeordneten brutal exerzierte.
Die Landtagsfraktion blickt hinter Hubers öffentliches Image als leutseliges Schlitzohr. Der eher klein gewachsene Huber lässt durchaus gerne einmal seinen knorrigen Charme spielen.

Artikel vom 19.01.2007