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Meyers Masche:
klarer Kurs und
kesse Sprüche

Nürnberg ist der Remis-Spezialist

Von Klaus Lükewille
Nürnberg (WB). Mensch, Meyer! Was hat dieser Mann aus einer grauen Liga-Maus gemacht. Der 1. FC Nürnberg, sonst immer zwischen Ober- und Unterhaus unterwegs, stürmte gleich zum Saisonauftakt am 12. August 2006 an die Tabellenspitze.

Die Vorrunde schlossen sie dann mit einem einstelligen Rang ab. Der Club grüßt als Nummer sieben der Liga - und so weit oben standen sie schon seit Lichtjahren nicht mehr. Meyer, Vorname Hans, macht's eben möglich. Aus dem Ruhestand holten sie ihn im November 2005 zurück auf die Bank. Keine Frage, eine erstklassige Wahl. Denn im Jahr 2006 sammelte Nürnberg unter seiner Regie stattliche 53 Punkte. Macht 1,56 Zähler pro Partie, so erfolgreich arbeitete bei diesem Verein ein Fußball-Lehrer noch nie.
Sogar Club-Präsident Michael A. Roth, der in seiner Amtszeit schon viele Trainer kegelte, er lobt den klaren Kurs: »Meyer macht ausgezeichnete Arbeit. Von mir aus kann er für immer und ewig bei uns bleiben.« Doch das wird selbst ein rustikaler Typ wie Meyer nicht schaffen. Er ist mit seinen 64 Jahren bereits der Trainer-Oldie der Liga. Irgendwann wird Schluss sein. Und wann? Das würde einer wie Meyer natürlich am liebsten selbst bestimmen.
Sein Vertrag läuft ohne Frist. Die Trennung ist also täglich möglich - von beiden Seiten. Der Trainer denkt vorerst nicht an den Abschied: »Der Job macht mir immer noch großen Spaß«, bekennt Meyer. Wobei es ihm besondere Freude bereitet, alle immer wieder mit kessen Sprüchen zu schocken oder zu provozieren.
Es ist nicht immer lustig, sein persönliches Trainer-Theater, hier eine Kostprobe: Als Meyer mal nach dem Fehler gefragt wurde, der zu einem Gegentor geführt hatte, da sagte er mit todernster Miene: »Ganz einfach: Wir werden den Spieler ermitteln, erschießen - und dann geht es weiter.«
Weiter für die Nürnberger geht's am 27. Januar gegen den VfB Stuttgart. Diesen Rivalen haben sie noch in bester Erinnerung. Denn damals, am 12. August 2006, stürmten sie mit einem 3:0 in Stuttgart an die Spitze. So hoch haben sie danach nie wieder gewonnen. Insgesamt nur noch drei Mal. Dafür wurden aber auch lediglich zwei Partien verloren. Vorrundenbestmarke.
Die beansprucht Nürnberg allerdings auch in Sachen Punkte-teilung. Elf Remis, mehr hat keiner zu bieten. Sie sind eben ziemlich unentschieden, diese Franken. Wie ihre Liga-Lage: Geht die Reise noch ein Stück weiter nach oben? Oder verschwindet der Club wieder im Mittelfeld? Die starken Abwehrleistungen sprechen für eine positive Entwicklung. Nur 16 Tore musste Raphael Schäfer kassieren, auch hier sind die Nürnberger der Vorrunden-Primus.
Doch ausgerechnet ihre bisher so zuverlässige Nummer 1 steht vor dem Absprung. Der VfB Stuttgart lockt. Ein Kapitän will von Bord, weil die »Heuer« im Schwabenland doppelt so hoch liegen soll.
Darf Schäfer gegen den VfB in einer Woche rein - oder fliegt er raus? Kein leichter Fall. Aber einer wie Meyer, der hat noch alle Personal-Probleme des 1. FC Nürnberg gelöst. Wenn's sein musste, auch mal mit harter Hand. Aber nur zur Beruhigung: erschossen wurde noch niemand.

Nächste Folge: Bayer Leverkusen setzt auf Kontinuität.

Artikel vom 20.01.2007