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Shampoo, Doping und
viel Wirbel

Kehrmann gelassen

Von Oliver Kreth
Bielefeld/Halle (WB). Hat die Handball-WM nach dem Fall Davor Dominikovic seinen zweiten Dopingskandal? In der Werbung für ihr Coffein-Shampoo verwendet das Bielefelder Unternehmen Dr. Kurt Wolff das »böse« Wort.
Florian Kehrmann beim Speicheltest.

Doch es geht nur um »Doping« für die Haare. Und das Produkt ist auch nicht neu auf dem Markt.
Aktueller Aufreger: Bei der Kampagne zur Handball-WM ist Florian Kehrmann der Star der Werbung. Der Lemgoer Nationalspieler reagiert gelassen auf teilweise hysterische Reaktionen: »Das Produkt tut den Haaren gut. Ich benutze es seit einem Jahr. Handball hat aber mit Doping nichts zu tun. Deshalb kann mein Sport offensiver mit der Werbung umgehen.«
Nicht ganz so gelassen reagierte der Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes, Horst Bredemeier. Der Ex-Nationaltrainer und GWD-Minden-Manager sagte der »Bild«-Zeitung: »Die Aktion ist unprofessionell. Sie erzeugt eine Verbindung von Handball und Doping. Leider war die Aktion nicht zu verhindern.«
Kritik kam auch von der Nationale Anti-Doping-Agentur NADA, die dem Bielefelder Unternehmen schon im Juli 2006 bestätigte hatte, was alle wissen, nämlich dass Coffein seit 2004 nicht mehr auf der Dopingliste steht, aber die derzeit wegen ihre laschen Kontrollen in der Kritik stehenden NADA und ihr Geschäftsführer Roland Augustin sind »mit ihrer Werbung nicht sonderlich glücklich«.
Was Kaffee-Trinker schon lange wissen, bestätigte auch Sportwissenschaftler Dr. Elmar Wienecke (Saluto), der auch an der aktuellen Studie mit den TBV-Handballern gearbeitet hat: »Coffein wirkt speziell auf die Großhirnrinde und hat vor allen Dingen den Effekt, dass die Adrenalin-Erhöhung länger andauert. Eine Ermüdung tritt also erst wesentlich später auf.«
Aber er hat auch heraus gefunden, dass ein erhöhter Testosteronspiegel und Stress sich negativ auf das Haarwuchstum auswirken. Diesen Mangel an Energie soll das Shampoo ausgleichen können.
Und ist »Flo« Kehrmann ernsthaft vorzuwerfen, dass er sich die Medaillen nicht um einen kahlen Kopf hängen lassen möchte?

Artikel vom 20.01.2007