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Mühevoller Sieg zum Auftakt

Viele Mängel beim 27:22 gegen Brasilien - Fans feierten trotzdem

Von Oliver Kreth
Berlin (WB). Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat gegen Brasilien nur mühevoll den Grundstein für eine erfolgreiche Weltmeisterschaft im eigenen Land gelegt.

Im WM-Auftaktspiel am Freitag in der Berliner Max-Schmeling-Halle feierte die DHB-Auswahl unterstützt von Bundespräsident Horst Köhler und 10000 Fans einen 27:22 (12:10)-Arbeitssieg gegen den krassen Außenseiter. Im zweiten Gruppenspiel trifft Deutschland an diesem Sonntag um 17.30 Uhr im Haller Gerry-Weber-Stadion auf Argentinien.
»Die Spieler haben den Druck gespürt. Sie konnten ihre Nervosität nie ablegen«, sagte Bundestrainer Heiner Brand. »Wir sind froh, gewonnen zu haben«, meinte Regisseur Markus Baur, »es gibt aber Grund für ein Gespräch.« Der Kieler Linksaußen Dominik Klein empfahl vor allem, Ruhe zu bewahren: »Wir müssen uns nicht verrückt machen.«
Brasilien war ohne Jardel Pizzinato angetreten. Sein Verband hatte sich vergeblich um eine Ausnahmegenehmigung für den Kreisläufer bemüht, der aus medizinischen Gründen ein auf der Dopingliste stehendes Präparat nehmen muss. »Die Ausnahmegenehmigung haben wir verweigert«, erklärte der Vorsitzende der Anti-Doping-Kommission, Hans Holdhaus aus Österreich. Es handele sich aber nicht um einen Dopingfall. Brasilien wurde allerdings nahe gelegt, Pizzinato besser gar nicht erst einzusetzen.
Bei den Deutschen »spielte« zuerst die gesamte Mannschaft nicht mit. Aller WM-Anfang ist schwer, und als Oliveira das 5:3 (10.) für Brasilien erzielte, nahm Brand eine Auszeit. Danach fand seine Mannschaft endlich besser in die Partie. Der Lemgoer Rechtsaußen Florian Kehrmann sorgte für die erste Führung (6:5/15.), ließ dann das 7:5, 10:6 und 11:8 folgen. Dennoch blieben viele deutsche Aktionen Stückwerk. »Ein typisches Eröffnungsspiel«, meinte Kehrmanns TBV-Teamkollege Christian Schwarzer. Als ZDF-Experte machte er ebenfalls »die Nervosität« für den nur mäßigen Start verantwortlich.
Obwohl der Lemgoer Baur die zweite Halbzeit mit einem Doppelschlag einleitete und Klein auf 16:11 (35.) erhöhte, gelang es nicht, den Gegner abzuhängen. Die Brasilianer kamen bis auf drei Treffer heran. Das DHB-Team wirkte unkonzentriert, leistete sich technische Fehler. In Gefahr gerieten die Punkte dennoch nicht. Dafür sorgten auch weiter die Lipper Nationalspieler Kehrmann und Baur, die auf 26:20 erhöhten und insgesamt zwölf Tore beisteuerten.
Und am Ende schwang der Hamburger Pascal Hens noch einmal den Hammer zum 27:22. Ein »Hammer« war dieses Spiel nicht. Den Zuschauern war das egal. Sie sorgten mit La Ola-Wellen für WM-Stimmung und tauchten die Halle in ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer. »Die haben ordentlich Alarm gemacht«, lobte Baur.

Artikel vom 20.01.2007