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Jeder Tag ist für Lilli wie
ein neuer Siebenkampf

Weltklassesportlerin aus Siebenstern hat höchstens sonntags frei

Von Jürgen Drüke
Siebenstern/Paderborn (WB). Uni 7.30 Uhr. Training 10 Uhr. Physiotherapeut 11.45 Uhr. Pressetermin 14 Uhr. Schreibtischarbeit 15 Uhr. Zweites Training 18 Uhr. Hausaufgaben 20.30 Uhr. Das ist der ganz normale Alltag von Lilli Schwarzkopf. Die Weltklasse-Mehrkämpferin aus Siebenstern absolviert Tag für Tag ihren ganz persönlichen »Siebenkampf«.

Die EM-Dritte von Göteborg steuert Kurs Weltmeisterschaft in Osaka im August dieses Jahres. Das große Ziel danach heißt Olympia 2008 in Peking. »Bis dahin ist es noch ein langer Weg«, sagt die 23-Jährige und ergänzt: »Wichtig ist, dass ich von Verletzungen und Krankheiten verschont bleibe.« Der Aufbruch nach Japan und China hat für die Athletin des LC Paderborn längst begonnen. »Die Übungseinheiten werden forciert«, erzählt sie. Vater Reinhold ist gleichzeitig ihr Trainer. Er sorgt zu Beginn des Wettkampfjahres 2007 für die kontinuierlichen Steigerungen und die Erfüllung des täglichen Pensums.
Der aktuelle Blick ist auf die Deutschen Hallenmeisterschaften am kommenden Wochenende in Kalbach bei Frankfurt gerichtet. »Gegenüber dem Vorjahr will ich mich verbessern«, wird die Siebenkämpferin aus Siebenstern in einer Woche wieder einmal mit größtem Ehrgeiz und in guter Verfassung an die erste große Herausforderung des neuen Jahres heran gehen. »Zum Glück hat mich bis dato keine Erkältung und keine Bronchitis heimgesucht«, ist das Immunsystem der sympathischen Sportlerin intakt. Bereits ein Schnupfen könnte Lilli zurück werfen. Deshalb ist Disziplin in jeder Hinsicht gefordert. Der tägliche Zeitplan bedarf der Einhaltung. Aufgestellte Regeln sind unumstößlich. Freizeit ist Luxus. Mit Druck muss eine Ausnahmeathletin wie Lilli Schwarzkopf umgehen können: »Stillstand wäre fatal und bedeutet Rückschritt«, sagt sie. Der Sport verlangt Weiterentwicklung. So wie ihr Studium. Lilli befindet sich im siebten Semester: Referate halten. Hausaufgaben machen. In Seminaren den Anforderungen gerecht werden. »Da wird schon einiges verlangt«, möchte die Sportstudentin so schnell wie möglich alle Hürden an der Paderborner Universität nehmen und jegliches Bummeln vermeiden. Die Studiengebühren betragen derzeit 500 Euro. »Das ist ziemlich viel Geld. Auch deshalb möchte ich mein Studium zum Abschluss bringen.«
Der Sport hat viele angenehme Seiten. Dafür muss Lilli alles geben. Über die Auszeichnung zur Paderborner Sportlerin des Jahres am vergangenen Samstag hat sich die bescheidene Dame mächtig gefreut, auch wenn sie an der Pader bereits zum dritten Mal zur Nummer eins gekürt wurde: »Das ist immer eine ganz besondere Atmosphäre. Das Showprogramm hat es in sich. Die besondere Ehrung ist gut für mein Selbstvertrauen.«
Eine Athletin zwischen den Extremen: Größte sportliche Herausforderung und gesellschaftliches Großereignis. Für Lilli ist das positiver Stress. »Es macht mir Spaß.«
Ende Oktober des vergangenen Jahres wurde die Athletin des LC Paderborn in den A-Kader des Deutschen Leichtathtletikverbandes berufen. Zudem gehört Lilli dem »Top-Team Peking 2008« an. »Natürlich stehst du da unter besonderer Beobachtung. Aber das gehört in der Spitzenklasse dazu«, erzählt sie.
Die Weltmeisterschaft in Osaka wird es in sich haben. »Am Wettkampfort werden dann wahrscheinlich zwischen 37 und 40 Grad herrschen. Wir werden auf diese Bedingungen eingestellt«, wird Lilli Schwarzkopf bereits zehn Tage vor dem Wettkampf in Japan anreisen, um sich an die klimatischen Verhältnisse zu gewöhnen. Doch bis dahin wird Lilli noch viele »Siebenkämpfe« bestreiten: Jeder Tag ist schließlich wie ein neuer Siebenkampf. Sonntags ist Ruhetag. Allerdings nur, wenn kein Wettkampf auf dem Plan steht. Der morgige Sonntag ist frei.

Artikel vom 20.01.2007