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Vergangenheit und Zukunft sehr düster

Sieben Ladendiebstähle in sechs Monaten: Drogenabhängiger muss zehn Monate in Haft


Hiddenhausen (cl). »Mein Mandant kann heute keine Bewährung mehr bekommen. Seine Vergangenheit ist düster, die Zukunft auch!« stellte der Verteidiger seinem 29-jährigen Mandanten Bodo D. ein vernichtendes Zeugnis aus.
Einen derartig hoffnungslosen Eindruck hat schon lange niemand mehr auf der Anklagebank in Saal 309 hinterlassen. Sieben Ladendiebstähle zwischen Dezember 2005 und Juli 2006 dürften wohl nur die (nachweisbare) Spitze des Eisberges gewesen sein. Als der Angeklagte am 3. Juli von einem Ladendetektiv beim Diebstahl eines Fotodruckers erwischt und im Gerangel zu Boden gebracht worden war, zückte er ein Messer und bedrohte den Mitarbeiter. Richterin Claudia Schonscheck verhängte jetzt eine zehnmonatige Freiheitsstrafe.
Erst im November 2005 war Bodo D. aus der letzten Haft entlassen worden. Insgesamt hat er neben mehreren Dauerarresten nach Jugendrecht schon mehr als fünf Jahre hinter Gittern verbracht.
Einziger Unterschied zur Vergangenheit: Bislang war Bodo D. nur in Bielefeld als Täter aufgetreten, diesmal hatte er einen ebenfalls entlassenen Mithäftling nach Hiddenhausen begleitet. Als die Richterin dessen Namen hörte, meinte sie allerdings lakonisch: »Der ist wirklich kein sinnvoller Grund, nach Hiddenhausen zu ziehen!«
Seit dem 17. Lebensjahr ist der Angeklagte schwer drogenabhängig. Noch niemals hatte er eine Entzugstherapie oder auch nur Entgiftung angetreten. »Da hatte ich keine Lust drauf!« Einmal war eine Haftverbüßung extra unterbrochen worden, Bodo D. ließ sich zur Therapieeinrichtung fahren, drehte aber schon vor der Türe wieder um.
Neu ist allerdings, dass Bodo D. diesmal bereit ist, seine Dealer bei der Kripo zu identifizieren. Er hat eine Freundin gefunden, und die stellte ihm ein rigoroses Ultimatum: »Entweder Drogen und Gefängnis oder ich!«

Artikel vom 20.01.2007