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Paul Herzogenrath, langjähriger Berater.

Der Ratgeber Oetkers

Paul Herzogenrath gestaltete Kunstsammlung


Bielefeld/Bremen (sas). »Wenn er zu uns nach Hause kam, kam er im Volkswagen - bescheiden und normal«, erinnert sich Dr. Wulf Herzogenrath an Rudolf-August Oetker. Sein Vater Paul Herzogenrath war lange Jahre Oetkers künstlerischer Berater und darüber hinaus ein väterlicher Freund.
In den 30er und 40er Jahren war Paul Herzogenrath als Buch- und Kunsthändler bei Otto Fischer in der Obernstraße tätig, danach hat er nur noch für »RAO« gearbeitet. »Mein Vater hat ihn bei den Anschaffungen für seine Kunstsammlung beraten, ebenso aber bei der Ausstattung der Häuser, Hotels und Schiffe«, erinnert sich Wulf Herzogenrath, der heute Direktor der Kunsthalle Bremen ist.
Ein besessener Sammler sei Oetker aber nie gewesen, betont Herzogenrath: Ihm sei es in den Nachkriegsjahren eher darum gegangen, den Ausverkauf deutscher Kunst zu verhindern und Kulturgut zu erhalten. »Denn die Deutschen hatten eigentlich andere Probleme, und die Preise waren hier für Ausländer günstig.« Die Not zwang viele Besitzer von Kunstwerken zum Verkauf. Altdeutsche Malerei, alte Holländer, Kunst von Caspar David Friedrich bis hin zu Heckel oder Beckmann hat Paul Herzogenrath für Oetker erworben. Mehr noch: »Mein Vater hat ihn überzeugt, die Kunsthalle zu stiften und von Philip Johnson bauen zu lassen; ein amerikanischer Architekt - das war damals nicht selbstverständlich.«
Ab und an auch war »RAO« Gast im Hause Herzogenrath in der Bismarckstraße: Paul Herzogenrath war in der Kommunalpolitik als sachverständiger Bürger im Kulturausschuss aktiv, und regelmäßig fanden bei ihm Herrenabende statt, an denen über Gott und die Welt, Politik und Kultur gesprochen wurde. »Dann kamen der Maler Willi Heiner, Generalmusikdirektor Bernhard Conz, der damalige Oetker-Generaldirektor Theodor Delius - und manchmal eben auch Rudolf-August Oetker selbst«, erinnert sich Wulf Herzogenrath, dessen Vater 1961 starb.
Dankbar ist der 62-Jährige dem Verstorbenen auch dafür, dass er noch 1996 auch zur Beerdigung seiner Mutter kam: Das habe ihm seine Wertschätzung verdeutlicht.
»Vor einigen Jahren hat er sogar angerufen, um mich, meine Frau und die Kinder in sein Haus in Hamburg einzuladen. Das hatte mein Vater für ihn mit Möbeln und Kunst ausgestattet, und er wollte mir zeigen, dass alles unverändert geblieben sei.« Selbst als Leihgeber hat Wulf Herzogenrath Rudolf-August Oetker gewinnen können: Er stellte ihm im Vorjahr für eine Monet-Ausstellung ein frühes Werk des Malers zur Verfügung. »Das hatte mein Vater vor 50 Jahren für ihn angeschafft.«

Artikel vom 18.01.2007