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Orkan »Kyrill«
legte Stadt für
Stunden lahm

Hilfskräfte waren im Dauereinsatz

Von Burgit Hörttrich, Stefanie Westing und
Hendrik Uffmann
Bielefeld (WB). Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 97 Stundenkilometern tobte gestern der Orkan »Kyrill« über Bielefeld. Die Folge: Dutzende von umgestürzten Bäumen, überflutete Keller und Straßen, Stromausfälle; Feuerwehr, Technisches Hilfswerk (THW) mit 340 Kräften und Polizei waren im Dauereinsatz. Bis 22 Uhr wurden sie zu mehr als 500 Einsätzen gerufen. Ein Feuerwehrmann aus Senne wurde im Einsatz verletzt.

Bis zu diesem Zeitpunkt wurde die Gesamtschadenssumme auf 130 000 Euro geschätzt Während die Stadtbahnen im Feierabendverkehr fuhren, gab es Probleme auf Buslinien Richtung Quelle, Bodelschwinghstraße und auf der Route des Bethelbusses durch herab gefallene Äste. Die Busse mussten Umleitungen fahren. Die Stadtwerke hatten die Rufbereitschaften verstärkt, um gewappnet zu sein, falls eine Stromleitung gekappt würde. Allerdings: Abgesehen von den Überlandleitungen gibt es in Bielefeld nur noch knapp 400 Kilometer Freileitungen. Kurzzeitig kam es zunächst in Hillegossen, Ubbedissen und im Bereich Westerfeldstraße zu Spannungsabfällen. Nach 19 Uhr waren 35 Mitarbeiter des Versorgungsunternehmens im Einsatz, um rund 60 Störungen in den Außenbereichen zu beheben: Dort waren Äste auf Stromleitungen gefallen, in einigen Anliegerstraßen fiel auch die Straßenbeleuchtung aus. Die Verkehrsbetriebe moBiel hatten vorsichtshalber Fahrleitungen und Pumpen in den Stadtbahntunneln kontrolliert, um im Falle eines Wassereinbruchs gewappnet zu sein.
Am Tulpenweg beschädigte ein umgestürzter Baum ein geparktes Auto, im Twellbachtal fuhr ein Autofahrer seinen PKW gegen einen Baum - niemand wurde verletzt. Gegen 21 Uhr drohte ein Teich auf dem Firmenareal Mitsubishi Hightech Paper das Gelände zu überfluten. Viele Keller liefen voll. Die Feuerwehr setzte Pumpen ein und errichtete Barrieren aus Sandsäcken, um die Wassermassen zu stoppen. Am Campingplatz Quelle drohte ein Baum auf ein Haus zu fallen, Anwohnerbrachten sich rechtzeitig in Sicherheit. Die Paderborner Straße wurde gesperrt - fünf Bäume blockierten die Fahrbahn.
Den Schirm aufzuspannen hatte gestern trotz des ergiebigen Regens wenig Sinn. Die Bielefelder, die es ermöglichen konnten, blieben schon tagsüber daheim. Fußgängerzonen der Innenstadt wirkten wie leer gefegt. Die Dagmar-Selje-Puppenspiele sagten ihre Vorstellung von »Traumpferdchen« ab. Die Vorstellungen im Stadttheater und im TAMzwei fanden statt. Theater-Sprecherin Susanne Wißen: »Wir hatten Dutzende von Anrufen.«
Der Umweltbetrieb schickte Mitarbeiter, die in den Grünanlagen arbeiteten, vorzeitig nach Hause, Müllfahrer machten keine Mittagspause, um Touren früher beenden zu können. Hausmeister im Rathaus sperrten nachmittags Teile des Vorplatzes ab: Vom Alten Rathaus waren Dachpfannen herab geweht worden. Am Willy-Brandt-Platz und auf dem Karstadt-Dach waren schon vormittags Fahnen eingeholt worden. Politiker zeigten sich buchstäblich sturmerprobt: Ausschüsse und die Bezirksvertretungen Gadderbaum und Stieghorst fanden statt, einzig die BZV Schildesche wurde abgesagt.

Artikel vom 19.01.2007