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Volker Graul geht in die Offensive

Strafverfahren eingestellt - Gütersloher Berater will Bayer 04 verklagen

Von Wolfgang Wotke
Gütersloh (WB). Die Staatsanwaltschaft Köln hat gestern das Strafverfahren gegen den Gütersloher Spielervermittler Volker Graul wegen des Verdachts der Untreue und der Manipulation von Bundesligaspielen endgültig eingestellt. »Damit haben wir von Anfang an gerechnet«, sagt Graul-Anwalt Dr. Detlef Binder.

Sein Mandant habe sich einfach nichts vorzuwerfen. Er habe stets korrekt seine Geschäfte abgewickelt und seit den Vorwürfen mit den Justizbehörden kooperativ zusammengearbeitet. Damit bestätigt Binder den Einstellungsbeschluss des Kölner Landgerichts, den er gestern in seiner Post vor- fand. »Mit dem Ausgang sind wir natürlich hoch zufrieden.«
Allerdings ist das Kapitel Volker Graul und Bayer Leverkusen noch längst nicht abgeschlossen. Der 54-jährige Ex-Profi (Arminia Bielefeld) mit Zweitwohnsitz Mallorca erwägt nach Prüfung der Rechtslage, den derzeitigen Tabellensechsten der Fußball-Bundesliga auf Schadensersatz zu verklagen. Binder: »Und dann wird es um mehrere hunderttausend Euro gehen. Immerhin sind durch die Affäre, die Leverkusen 2006 ausgelöst hatte, sein Ruf als Spielerberater und Vermittler beschädigt sowie seine Persönlichkeitsrechte arg verletzt worden.«
Graul, der nach WESTFALEN-BLATT-Informationen mittlerweile auch den Kölner Trainer Christoph Daum beraten soll, wolle jetzt erst recht in die Offensive gehen. »Der ganze Wirbel um dubiose Bargeld-Transaktionen, der bundesweit für fette Schlagzeilen gesorgt hatte, ist nicht spurlos an ihm vorübergegangen«, erklärte der Bielefelder Rechtsanwalt.
Bei den Ermittlungen ging es vor allem um den Verbleib von 580 000 Euro. Dieses Geld soll der Ex-Manager von Bayer Leverkusen, Reiner Calmund, für den Kauf von Spieler-Optionen aus der Bayer-Kasse erhalten haben. Nach Darstellung von Calmund sei der Betrag im Juni 2003 an den Gütersloher Spieleragenten Volker Graul ausgezahlt worden, um Optionen auf Profis vom Balkan zu sichern. Bayer 04, das sich von Calmund im Jahr 2004 getrennt hat, will dafür keine Belege gefunden haben. Am Ende ließ man diese Optionen verstreichen, und die Spieler sind dann für mehr Geld zu anderen Vereinen gewechselt. Auch alarmierende Enthüllungen über angebliche Manipulationen von Bundesligaspielen bezeichnete Graul umgehend als »absurd und frei erfunden.« Dafür hat selbst die Staatsanwaltschaft keine Anhaltspunkte entdeckt.
Das Strafverfahren gegen Calmund wurde kürzlich ebenfalls eingestellt. Er musste eine Geldbuße für gemeinnützige Zwecke in Höhe von 30 000 Euro zahlen.

Artikel vom 18.01.2007