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Die Formkurve steigt -Ê
aber es reicht nicht

Deutschland verliert »C-Finale« gegen Polen 25:27

Von Oliver Kreth
Halle (WB). Jetzt weiß die deutsche Mannschaft noch mehr, wo sie steht. Dass sie in der Hauptrunde ist, wusste die Truppe von Bundestrainer Heiner Brand schon seit Sonntag, nach dem 25:27 (12:14) gestern gegen Polen im ausverkauften Gerry-Weber-Stadion ist klar: Die Formkurve zeigt weiter nach oben - ganz zart.

»Die Mannschaft ist trotz der Niederlage auf dem Weg nach oben. Sie hat toll gekämpft. Für alle Beteiligten heiß es jetzt: Kopf nach oben und aus den Fehlern lernen«, sagte ein nicht deprimierte Bundestrainer Heiner Brand nach der Niederlage.
Bis heute mittag muss der 54-Jährige den Kader für die Hauptrunde nominieren, zuvor will er neben dem reaktivierten Christian Schwarzer auch mit dem verletzten Oleg Velyky reden. Brand: »Wir wissen, dass es härter wird. Aber noch ist nichts passiert, aber sicher müssen wir uns in den nächsten vier Partien steigern.«
Der Gastgeber, der als Zweiter der Vorrundengruppe C in die Hauptrunde einzieht, trat ohne Michael Haaß und den verletzten Kreisläufer Andrej Klimowetz gegen Polen an. Der Kronauer hatte sich vor dem Spiel gegen Argentinien einen leichten Muskelfaserriss in der rechten Wade zugezogen. Für ihn war der Lemgoer Schwarzer vom Coach am Sonntag kurz vor 22 Uhr nachnominiert worden.
Kein Schock für die Männer um Markus Baur, der gestern 36 wurde. Gegen »Deutschland II«, die Leistungsträger von Bogdan Wenta (auch Übungsleiter beim SC Magdeburg) spielen in der Bundesliga, begann im Tor der Noch-Magdeburger Johannes Bitter. Der parierte den ersten Wurf der Polen. Doch gegen das Geschoss seines Mannschaftskollegen Grzegorz Tkaczyk hatte er keine Chance. Aber das Geburtstagskind glich per Siebenmeter aus.
Die Mannschaft von Wenta blieb in Führung - vor allem durch seine Magdeburger Spieler und weil Slawomir Szmal im Kasten der Gäste gut hielt. In der neunten Minuten konnten die Gastgeber erstmals durch den ersten Treffer von Torsten Jansen ausgleichen. Und nur knapp 50 Sekunden später brachte Florian Kehrmann das Team vor 11000 Zuschauern mit 5:4 in Führung.
Kein Nachteil für Deutschland: Die schwedischen Schiedsrichter Hakansson/Nilsson griffen hart durch, und Artur Siodmiak saß nach elf Minuten schon zum zweiten Mal für eine Beruhigungszeit auf der Bank.
Doch wirklich nutzen konnten das die Männer von Heiner Brand nicht. Was auch daran lag, dass Pascal Hens noch ein wenig die Traute fehlte.
Erste Konsequenz des Bundestrainers wegen des Magdeburg-Problems. In der 17. Minute wechselte er den Keeper - Henning Fritz kam zum Einsatz. Zweite Konsequenz des deutschen Coaches: Er nahm in der 25. Minute eine Auszeit. Beratung gab es auch von einem nicht eingesetzten Spieler. TBV-Torwart Carsten Lichtlein informierte Johannes Bitter, doch der konnte die nicht an Fritz weitergeben, der war zu konzentriert. Dritte Konsequenz: Nach 27:27 Minuten war »Blacky« back.
Im zweiten Durchgang begann das DHB-Team mit Holger Glandorf und dem Bald-Lemgoer Lars Kaufmann im Rückraum. Doch erneut erzielte Polen das erste Tor und mischte Abwehr-Zement an. Aber auch die deutsche Nummer eins zeigte sich stark.
Für Aufruhr am Spielfeldrand sorgte ein Foul von Oliver Roggisch an Tkaczyk, Bogdan Wenta sah »rot« und danach noch gelb von den Schiedsrichtern. Cool blieb in dieser Phase Regisseur Baur, der von der Marke nicht nur dem starken Slawomir Szmal sauber einschenkte und so sein Team im Spiel hielt.
15 Minuten vor Spielschluss kehrte Bitter zurück. Kehrmann glich in der 46. Minute aus (20:20), Zeitz brachte Deutschland in Führung, Kehrmann erhöhte auf 22:20. Doch dann ging fast nichts mehr. Oliver Roggisch musste in der 51. Minute zum dritten Mal vom Feld - das Aus. Brands Erkenntnis: »Das hat uns in der Abwehr die Stabilität gekostet.« Und für Baur gab es noch ein bitteres Geburtstagsgeschenk: Er sah in der 56. Minute seine erste direkte rote Karte seiner Karriere.

Artikel vom 23.01.2007