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»Spiderman«
als Traumrolle

Maximilian Brückner mag Vielfalt

Von Dietmar Kemper
Hamburg (WB). »Harsewinkel klingt lustig«, findet Maximilian Brückner und denkt an ähnlich »kuriose« Ortsbezeichnungen in seiner bayerischen Heimat. Der Nachwuchsstar unter den deutschen Schauspielern kam 1979 im Dorf Riedering bei Rosenheim auf die Welt und ist trotz seiner nur 28 Jahre derzeit Dauergast im Fernsehen und Kino.
Deutschlands jüngster Tatort-Kommissar. Foto: dpa
In dem witzigen Sportfilm »Schwere Jungs« berichtet er als Reporter über kräftig gebaute bayerische Rodler, und nach seiner Premiere als jüngster ARD-Tatortkommissar Franz Kappl im Oktober vergangenen Jahres wird am 18. Februar sein zweiter Fall »Der Tote vom Straßenrand« ausgestrahlt. Das ländliche Ostwestfalen, das Brückner an Bayern erinnert, lernte er im März und April 2006 kennen. Damals stand er für Dieter Wedels Fernsehfilm »Mein alter Freund Fritz« (Sendetermin: 26. Februar im ZDF) in Borgholzhausen und vor allem in Harsewinkel vor der Kamera. Dass in der eher unscheinbaren Mähdrescherstadt mit Claas Europas größter Landmaschinenhersteller zu Hause ist, habe ihn verblüfft, sagte Brückner bei der Premiere des Films am Dienstag in Hamburg: »Vor kurzem habe ich einen Bericht über Claas im Fernsehen gesehen und sofort an die Dreharbeiten gedacht.«
Kein Firmengelände, sondern die Villa Nordemann bildete damals den Schauplatz für ebenso nachdenkliche wie witzige Dialoge zwischen dem Chefarzt Harry Seidel, gespielt von Ulrich Tukur, und seinem vor 21 Jahren gestorbenen Freund Fritz (Maximilian Brückner), der als Geist zurückkehrt. Abgefärbt habe die gespenstische Geschichte nicht, betont der 28-Jährige: »Ich glaube an Gott und gehe in die Kirche. Esoterik hat mich nie interessiert.«
Brückner ließ sich von 2000 bis 2003 an der Münchner Otto-Falckenberg-Schule zum Schauspieler ausbilden, seit 2002 gehört er dem Volkstheater München an. Kino-Gänger kennen Brückner durch seine Hauptrolle im Erfolgsstreifen »Männer wie wir« (2004). Ein Jahr später war er in dem viel gerühmten Geschichtsdrama von Marc Rothemund »Sophie Scholl - die letzten Tage« zu sehen, wieder ein Jahr später in Wedels ZDF-Zweiteiler »Papa und Mama«. Europas Filmfirmen kürten ihn zum »Shooting Star 2007« und wollen ihn bei der Berlinale im Februar feiern.
Weil Schauspieler »leicht verderbliche Ware« (Wedel) seien, möchte sich Brückner bei den Rollen so vielseitig wie möglich geben: mal den Schüchternen spielen, mal den Forschen, mal den Guten, ein anderes Mal den Bösen. Damit will er verhindern, wie sein bayerischer Landsmann Hansi Kraus in den 60er und 70er Jahren als der ewige Lausbub abgestempelt zu werden. Brückner betrachtet es als »Wahnsinnsluxus«, sich die Rollen aussuchen zu können. »Ich würde gern 2007 einen weiteren Tatort drehen, aber die Zeit ist sehr knapp«, bedauert er. Einschaltquoten will er nicht wissen, irgendwann mal »Spiderman« spielen. Nur in diesem Fall würde er gern ein Kostüm anziehen. Pullover-Träger Brückner: »Nach Empfängen wickle ich den Anzug in Plastikfolie, hänge ihn in den Schrank und atme auf.«

Artikel vom 18.01.2007