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Gerangel scheint beendet

Weichen für »Ehrenbürger« Wolf Biermann gestellt

Findet »Ehrenbürger« gut: Wolf Biermann.Foto: dpa

Berlin (dpa). Der Liedermacher Wolf Biermann nimmt die Ehrenbürgerwürde der Stadt Berlin »sehr gerne« an. »Daran bestand nie ein Zweifel«, sagte gestern sein Freund und Berliner Anwalt Uwe Lehmann-Brauns einen Tag nach der positiven Entscheidung der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Der CDU-Politiker und Vizepräsident des Abgeordnetenhauses war der Initiator des gemeinsamen Antrags der Oppositionsparteien für die Auszeichnung des heute in Hamburg lebenden 70-Jährigen, der 1976 aus der DDR ausgebürgert worden war. Nach wochenlangem Gezerre hatte die Mehrheit der SPD-Fraktionsmitglieder am Dienstag überraschend für diese Initiative gestimmt. Die Linkspartei hat ebenfalls den Widerstand aufgegeben und wird sich enthalten. Auch mehr als 90 SPD-Bundestagsabgeordnete hatten sich für die Verleihung ausgesprochen.
»Auch eine negative Entscheidung hätte ihn nicht irritiert«, meinte Lehmann-Brauns. »Aber er hängt doch zu sehr an dieser Stadt, der er so viel gegeben hat, als dass er sich von vorübergehenden politischen Konstellationen irritieren lässt.« Biermann hatte gesagt, dass ihn eine Ablehnung der Ehrenbürgerwürde »gewurmt« hätte, er damit aber hätte leben können. Das Gezerre der rot-roten Koalition in Berlin sei »ein komisches Lehrstück, bei dem man sehr schön Dinge erkennen kann, die sonst kaschiert bleiben«.
Vermutlich wird es anstelle des bisherigen Oppositionsantrags einen eigenen SPD-Antrag im Abgeordnetenhaus geben. Die Linkspartei, die Biermann unter anderem seine damalige Haltung zum Irak-Krieg vorwirft, wird sich bei einem entsprechenden Antrag der Stimme enthalten. Zunächst wird sich auch der Kulturausschuss des Parlaments in seiner nächsten Sitzung am kommenden Montag mit dem Thema befassen.

Artikel vom 18.01.2007