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Viel mehr als nur Plattenauflegen

Erfolgreicher DJ: Jens Dresselhaus hat aus einem Hobby seinen Beruf gemacht

Von Matthias Kleemann
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Wer die Lage auf dem Ausbildungsmarkt kennt, der weiß, dass ein mittelmäßiger Hauptschulabschluss nicht unbedingt die ideale Voraussetzung für den Start ins Berufsleben ist. Auch vor zehn Jahren ist das nicht viel anders gewesen, als der heute 26 Jahre alte Jens Dresselhaus seinen letzten Schultag an der Lisa-Tetzner-Schule hatte.

Aber Schulnoten sind nicht alles, viel zählen auch Ehrgeiz und Interesse. Und so kommt es, dass Jens Dresselhaus heute ein erfolgreicher DJ (Discjockey) und Chef eines Betriebs für Veranstaltungstechnik in Schloß Holte-Stukenbrock ist. Was nicht bedeutet, dass er seine Ausbildung vernachlässigt hätte. Bei der Brackweder Firma Mannesmann-Sachs (heute ZF Sachs) machte er nach dem Schulabschluss eine klassische Lehre als Werkzeugmechaniker. Die erlernten praktischen Fähigkeiten kann er für seine Tätigkeit als DJ und Veranstaltungstechniker gut brauchen.
Was mit dem Plattenauflegen bei Geburtstagspartys und Schülerfeten begann, ist heute ein professionelles Unternehmen, das bei allen größeren Veranstaltungen in der Umgebung mitmischt. Dazu zählen zum Beispiel die Partyzelte zu Karneval in Stukenbrock und Rietberg oder das Discozelt auf dem Schloß Holter Pollhansmarkt. Auch über den engeren Raum hinaus mischt Dresselhaus mit. »Von 500 Leuten an wird's für mich interessant«, sagt er. Regelmäßig gehört er zu einem Team von DJs, die in Olsberg im Sauerland bis zu 4000 junge Leute anlocken. Dreimal im Jahr macht er im Köln-Kürtener Spaßbad »Splash« Musik für rund 2000 Besucher.
Überall, wo Großdiskotheken und andere Vergnügungsmöglichkeiten weit weg sind (also vor allem auf dem Land), ist ein Markt für solche Veranstaltungen. Die Zusammenarbeit mit Agenturen ermöglicht den Einkauf von Stars und Sternchen. Jüngster Coup: das Engagement von Altstar Jürgen Drews für eine Christmas-Party im Stukenbrocker Gasthof »Zur Post«.
Früh hat diese Karriere begonnen. Schon im Alter von 14 Jahren baute Jens Dresselhaus bei Partys die Stereoanlagen für Freunde, Nachbarn und Verwandte auf, legte die Platten auf, wünschte sich das erste Mischpult zu Weihnachten. Es folgten die Jugenddiscos bei den Schützenfesten, wo er Robert Metzger (Betreiber von »Roberts Longdrinkbar«) kennen lernte, der ihm weitere Kontakte vermittelte. Schritt für Schritt vergrößerte sich der Kreis.
Polterabende, Hochzeiten, Jubiläen, Dresselhaus war immer dabei. Schon mit 16 Jahren meldete er diese Tätigkeit als Gewerbe an. Was die kaufmännische Seite betrifft, so konnte er sich auf die Hilfe seines Vaters verlassen, der selbstständiger Handelsvertreter ist und ihm nie Steine in den Weg gelegt hat. Dem Großvater verdankt der junge Mann seinen Experimentierdrang. »Lernen ist nicht mein Ding, ich muss was mit den Händen machen«, gesteht er freimütig. In der Metall-Werkstatt des Großvaters durfte er nach Herzenslust schrauben und ausprobieren. Sogar das Schweißen lernte er früh, baute zum Beispiel Go-Karts mit Mofa-Motoren.
Jens Dresselhaus war in den 90er-Jahren nicht der Einzige, der sich mit dem Plattenauflegen nebenbei etwas dazu verdiente. Allerdings verjubelte er die Einnahmen nicht, sondern investierte jede Mark und später jeden Euro in bessere Geräte. »Qualität ist für mich immer wichtig gewesen.« Das merkten wohl auch die Kunden, sicher einer der Gründe, warum der junge Mann sich gegen seine Konkurrenz durchsetzte. Heute stecken allein in der professionellen Tontechnik 80 000 Euro.
Nach dem Abschluss seiner Lehre und dem Zivildienst machte Dresselhaus sich selbstständig. Die Ausrüstung ist mittlerweile so umfangreich, dass zwei Lastwagen für den Transport angeschafft wurden und eine große Halle als Lager gemietet wurde.
Dresselhaus beschäftigt bis zu zwölf Mitarbeiter auf 400-Euro-Basis, die an nahezu jedem Wochenende unterwegs sind. Das geht mit dem Beladen der Lkw am Freitag los, Aufbau der Technik vor Ort am Samstag, Abbau nach der Veranstaltung. Wenn die Gerätschaften montags ausgeladen sind, ist aber nicht unbedingt Schluss, denn oft genug müssen Geräte beispielsweise repariert werden.
Einen Namen hat Jens Dresselhaus sich in Schloß Holte-Stukenbrock auch mit der Organisation einer großen Wohltätigkeitsgala zugunsten der Tsunami-Opfer Anfang 2005 gemacht. Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Marcus Hano stellte er in kürzester Zeit ein Riesenprogramm auf die Beine und animierte Vereine und Gruppen zum Mitmachen. Am Ende kam eine Spendensumme von 32 000 Euro zusammen. Sie ging an die Organisation »Deutschland hilft«.

Artikel vom 27.01.2007