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Ein Derby, dass allen gut tut

Handball: Erst WM-Eröffnungsspiel im Fersehen, dann Oberligaknüller live


Bielefeld (WB/jm). Der Vorstoß Frank Brenneckes stieß auf wenig Gegenliebe. »Wir gewinnen am Freitag und Ihr dafür das Kreispokal-Halbfinale,« schlug der Sportliche Leiter des TuS 97 dem TSG-Trainer Jörg Harke Augen zwinkernd vor. Einig waren sich beide Seiten hingegen, dass »dieses Derby dem Bielefelder Handball gut tut.« Keine Frage: Wenn die ehemaligen Verbündeten TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck und TSG Altenhagen-Heepen heute Abend (20.30 Uhr, Realschulhalle Jöllenbeck) die Klingen kreuzen, geht es neben den beiden Punkten wohl noch um ein bisschen mehr.
Da werden körperliche Grenzen gerne ausradiert. »Laut ärzlicher Auskunft darf ich auf keinen Fall. Doch ich bin sowieso schon 40. Da kommt es darauf auch nicht mehr an,« meldet etwa Bielefelds hochmotivierter Top-Torjäger Ralf Bruelheide, der sich am Sonntag in Hamm einen Kapselriss zugezogen hatte, Einsatzzeiten an.
Die TuS 97-Galionsfigur war schon im Hinspiel der überragende Feldspieler über dem Parkett. »Das muss diesmal nicht so sein. Nils Grothaus ist auch gut drauf,« erhofft sich der Jungsenior »einfache Tore von den jungen Leuten.«
Ein Ende von Bruelheides handballerischer Entwicklungshilfe ist noch nicht näher thematisiert worden. »Ich würde grundsätzlich gerne noch ein Jahr dranhängen. Die Vereinsführung fand das nicht schlimm,« erzählt Bruelheide. Mit der Einschränkung: »So lange es gesundheitlich machbar ist«. Angesichts seiner inzwischen vorhandenen Zipperlein (»Das Knie, die Schulter, am Sonntag Morgen der Rücken - das ist schon ziemlich auffallend«) hat der Rückraumspieler gelernt, nur noch von Woche zu Woche zu denken. Bruelheide vergleicht seinen körperlichen Zustand mit einem Wagen: »Die Karosserie ist in Ordnung. Aber die Verschleißteile haben gelitten.«
Die Gäste von der TSG verzeichnen mit Marcel Müller (Knie) nur noch ein echtes Sorgenkind. »Sein Einsatz entscheidet sich eine Stunde vor dem Spiel,« sagt Jörg Harke. Martin Glüer und Johannes Schraps würden »auf jeden Fall spielen.«
Berührungspunkte zwischen den befreundeten Spielern beider Vereine gibt es nicht nur in der Uni zuhauf. Ob als rege SMS-Konferenz nach Punktspielen, oder aber gemeinsame Feierstunden im »Bielefelder Nachtleben«, wie Martin Glüer schmunzelnd einräumt. Und weil sich die Teams so gut kennen, sei auch »nichts Neues zu erwarten,« prophezeit TuS 97-Schlussmann Thorsten Lehmeier gänzlich unemotional.
Doch egal, wie das brisante Duell auch diesmal ausgehen mag: Auf die längst angelaufene Personalplanung hinsichtlich der kommenden Saison - hüben wie drüben wird von »positiven Signalen« berichtet - bleibt's ohne Auswirkungen. Die »Jürmker« richten sich weder gezielt auf die Regionalliga noch auf die Oberliga aus.
Das Wort »zweigleisig« kommt im Wortschatz von TuS 97-Chef Dr. Ulf-Peter Schroeder jedenfalls nicht vor. »Ich nenne mal das Beispiel LIT Nordhemmern. Die sind im Vorjahr mit einer starken, aber nicht überragenden Mannschaft aufgestiegen und müssen jetzt mit demselben Team aufpassen, dass sie sich nicht bald in der 2. Bundesliga wiederfinden. Egal, wer am Ende aufsteigt - er wird in der Regionalliga eine gute Rolle spielen.«
Die erfolgten Baumaßnahmen rund um das »Sportzentrum Jöllenbeck« - für Ralf Bruelheide sind sie »ein sinnvoller Schritt nach vorn, ein Schritt in Richtung Professionalität. Wir mögen hier zwar ein Dorfverein sein, aber mit einer gewissen Struktur. Man kann erkennen: Hier wird leistungsorientiert gearbeitet.« Und Gemeinsamkeit gefördert: Während der Handball-Weltmeisterschaft werden sämtliche TV-Begegnungen im neuen TuS 97-Versammlungsraum gezeigt. Als »Aperitif« zum Oberligaknüller wird das Eröffnungsspiel serviert.

Artikel vom 19.01.2007