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Die »letzte Chance« für die TSG

Handball-Oberliga: Druckverhältnisse vor dem Ortsduell ausgeglichen


Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Wie ein Déjà vù-Erlebnis gestaltete sich die gemeinsame Pressekonferenz vonTuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck und TSG Altenhagen-Heepen vor dem mit Spannung erwarteten Ortsduell der Handball-Oberliga am morgigen Freitag (20.30 Uhr, JöRea). Im Vorfeld des vier Monate zurück liegenden Hinspiels hatte Norbert Schlingmann vom Sponsor Sparkasse Bielefeld bereits in ähnlich illustrer Runde über das langjährige Engagement seines Geldinstitutes im Bielefelder Jugend- und Leistungshandball referiert. Erneut werden am Morgen des Spieltages TuS 97-Kapitän Thorsten Lehmeier und Jörg Harke, die beiden Lipper, im Haus des TSG-Trainers in Horn-Bad Meinberg einträchtig am Frühstückstisch sitzen und über dies und das philosophieren. Und tatsächlich gelang es auch dem Sportlichen Leiter des TuS 97 Frank Brennecke wieder gekonnt, seine Achtung vor dem Gegner in mahnende Worte zu kleiden. »Die erste Sieben der TSG ist gleichwertig. Wenn die stabil spielt, wird es schwer für uns. Der Ausgang ist völlig offen. Die Tagesform entscheidet. Die Chancen stehen 50:50.«
Nun hatte der TuS 97 vor dem ersten Treffen noch mit seinem jungen Aufsteigerdasein kokettieren und leichtfüßig die Wagners, Starcks und Co. auf den Favoritenschild heben können. Nach 14 Meisterschaftsdurchgängen haben sich die Vorzeichen allerdings etwas verändert. Die »Jürmker« als Zweiter sind fünf Punkte und zwei Plätze vor dem Bielefelder Rivalen beheimatet, und diese Nuance arbeitete TSG-Chef Heinrich Rödding mit seiner Erwarungshaltung säuberlich heraus: »Im Hinspiel hat nicht der Favorit gewonnen. Ich hoffe, dass auch diesmal nicht der Favorit gewinnt.«
Die Druckverhältnisse schätzt Thorsten Lehmeier pari ein. »Klar kann man sagen: Wir müssen gewinnen, um im Aufstiegsrennen gegenüber Lemgo nicht den Anschluss zu verlieren. Doch die TSG hatte vor der Serie als Vorjahresdritter ehrgeizige Ziele definiert, und sie hat immer noch die Hand dran. Fünf Punkte Rückstand besagen gar nichts. Beide wollen den Erfolg, und beide werden alles dafür in die Waagschale werfen.« Brennecke pflichtet bei: »Für die TSG ist es die letzte Chance. Wenn sie bei uns verliert, ist der Zug nach oben abgefahren.«
Die eleganteste Lösung aus Bielefelder Sicht hielt Dr. Ulf-Peter Schroeder parat: »Es kann in dieser Serie zwei Aufsteiger aus der Oberliga Westfalen geben,« erklärte der TuS 97-Boss. Voraussetzung fürs Nachrückverfahren sei, dass aus der 2. Liga kein Vertreter in die Regionalliga West absteige. Daumen drücken also für den TuS Spenge und die HSG Augustdorf/Hövelhof !
Rückblickend auf das 29:32 im Hinspiel vor 1 500 Zuschauern in der Seidensticker Halle gab TSG-Coach Jörg Harke mentale Probleme bei seinen Eleven als eine Ursache für den Fehlschlag an. »Nach dem grandiosen Aufstieg der Jöllenbecker haben wir zu viel Respekt gezeigt. Ich hoffe, dass wir das diesmal ablegen können. Wir wollen einfach mitfighten, um für die Kulisse das Derby würdig mit zu gestalten.« Mit Thorsten Lehmeier und Ralf Bruelheide hatten die »Alten« im September 2006 den Unterschied ausgemacht. Doch gerade um Bruelheides Einsatz bangt der TuS 97 zurzeit. »Er hat sich einen Kapselriss zugezogen, muss eigentlich einige Wochen pausieren,« so Brennecke, um hoffnungsvoll nachzusetzen: »Aber wer Tüdden kennt weiß, dass am Freitag alles vergessen ist.«
Auch die sowieso geschwächten Gäste haben mit Martin Glüer (Schulter) einen akuten Problemfall, der freilich ebenso hofft, »irgendwie« mit eingreifen und der Partie einen anderen Ausgang geben zu können als im Hinspiel. »Da waren wir zu keiner Zeit richtig griffig, haben nicht richtig zugepackt.«
Vielleicht ist morgen im voll besetzten »Sportzentrum Jöllenbeck« (Schroeder) ja auch ein bisschen Aberglaube mit im Spiel. Heinrich Rödding klaubte im TuS 97-Versammlungsraum triumphierend ein Zwei-Cent-Stück vom Boden auf. Diesem guten Omen hielt Brennecke drohend entgegen: »Vielleicht gehe ich am Freitag noch zum Friseur«. Der Kurzhaarputz bescherte immer Punkte . . .

Artikel vom 18.01.2007