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Ein Prunkstück kehrt zurück

500 Jahre alter Schildescher Altar nach Restaurierung wieder in Stiftskirche

Von Elke Wemhöner
und Bernhard Pierel (Fotos)
Schildesche (WB). Zentimeterarbeit war gestern die Ausrichtung des Altarkorpus auf der neuen Trägerkonstruktion. Heute werden die Restarbeiten in der Schildescher Stiftskirche vorgenommen und am Sonntag, 21. Januar, ab 10 Uhr feiert die Gemeinde in einem festlichen Gottesdienst die Rückkehr des restaurierten Schnitzaltars.

Zwölf Monate musste die Ev. Stiftskirchengemeinde auf ihren Altar verzichten. Insektenbefall und Schmutz hatten dem 500 Jahre alten Kunstwerk stark zugesetzt, die Last der beiden Flügel drohte zu irreparablen Schäden zu führen. Im Februar 2006 wurde der spätgotische Altar demontiert, und nach einer speziellen Wärmebehandlung in Lippstadt in der Paderborner Restaurationswerkstatt Böddeker und Schlichting gesäubert und gesichert (diese Zeitung berichtete ausführlich).
Während sich die Restaurierungs-Fachleute um die Kleinarbeit kümmerten, entwickelten Brigitte Vöhringer (Amt für Denkmalpflege Münster), Mark Brüning (Bauberatung Kirchenkreis Bielefeld) und Jürgen Böddeker ein Konzept für die Halterung des Altars. Zwei Vertikalträger stellen die Verbindung zum Altartisch her, auf einem Horizontalträger ruht der dreiteilige Altar. Eine weitere Querhalterung sorgt für Stabilität.
Ausgeführt wurde diese Konstruktion von der Firma Metallbau Czerwinski aus Heepen. Gemeinsam mit dem Böddeker-Team und Mitarbeitern der Tischlerei Wippermann (Paderborn) sorgten die Handwerker gestern dafür, dass Korpus und Flügel - die ohne die Schnitzreliefs einem Baukasten ähneln - in die richtige Position kamen. »Wir haben bereits einen Probe-Aufbau in unserer Werkstatt hinter uns«, erläuterte Jürgen Böddeker, der während der Aufbauphase selbst mit Hand anlegte. Restauratorin Tatjana Schirmacher musste sich derweil in Geduld üben. Erst sollte die Konstruktion ganz sicher stehen, ehe nach ihrer Anweisung die ersten Schnitzreliefs eingefügt wurden.
Brigitte Vöhringer (Münster) nahm - wieder einmal - den Altar-Zustand kritisch in Augenschein. Der Werkstoff Holz, so machte sie deutlich, reagiert immer auf Temperatur- und Feuchtigkeits-Veränderungen. Die Bewahrung des kunsthistorisch bedeutenden Kunstwerks verlangt auch künftig viel Fingerspitzengefühl - im Konkreten von Küster Burkhardt Bieker, der die Regulierung der Heizung auf die »Bedürfnisse« des 500 Jahre alten Altars ausrichten muss.
Mit dem Ergebnis der Säuberung und der Erhaltungsmaßnahmen ist die Fachfrau aus Münster zufrieden. Und das Ziel, die Pedrella (den hölzernen Unterbau) langfristig zu entlasten, ist ebenfalls gelungen. Die Gemeinde darf sich auf ein Kunstwerk freuen, dessen Formen und Farben wieder reiner und klarer hervortreten.
Zum Gottesdienst am kommenden Sonntag hofft Pfarrer Hermann Rottmann auf ein volles Haus. Die Kantorei wird das Ihrige dazu beitragen, dass diese Feier auch musikalisch einen besonderen Glanz erhält.

Artikel vom 17.01.2007