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Mit der Säge Fakten geschaffen

Rahmenplan der Stadt sah Erhalt der alten Eichen an der Babenhauser Straße vor

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Dornberg-Babenhausen (WB). Gut ein Dutzend alter Eichen sind auf dem Grundstück an der Babenhauser Straße zwischen der Andreaskirche und der Gaststätte »Dönekes« gefällt worden. Der Rahmenplan der Stadt Bielefeld sah ihren Erhalt vor.

»Ein Teil der Bäume mag krank gewesen sein. Dass so viele der Säge zum Opfer fallen würden, habe ich aber auch nicht vermutet«, zeigte sich angesichts des Holzberges nicht nur Hans-Georg Fortmeier, Mitglied der Dornberger Bezirksvertretung und des Bielelder Stadtrates, verwundert. Hatten die Bezirksvertretung und der Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss (UStA) doch erst im Sommer einen Rahmenplan für das Gebiet Babenhauser Straße/Johannisbachtal beschlossen.
Darin heißt es unter anderem wörtlich: »Der geschlossene erhaltenswerte Alteichenbestand entlang der Babenhauser Straße sowie der drei besonders schutzwürdigen Eichen nordwestlich des Gebäudes Babenhauser Straße 147 sind von besonderer stadtbild- und landschaftsprägender Bedeutung und sollen daher gesichert werden.« Auch der Gehölzbestand südlich des Hauses Nr. 145 sollte als Bestandteil der zukünftigen Ortsrandeingrünung vollständig erhalten bleiben und zur landschaftsgerechten Einbindung des Ortsrandes und zum Schutz des Naturschutzgebietes »Mittleres Johannisbachtal« nach Westen und Osten als mindestens einreihige, naturnahe, freiwachsende Hecke aus heimischen Gehölzen ergänzt werden. Sie dürften nicht mal im Zuge der Erschließung und Bebauung durch etwaige Aufschüttungen beeinträchtigt und geschädigt werden.
Jetzt stehen nur noch vier Bäume neben den beiden verfallenen und inzwischen unbewohnten Gehöften im Schatten der Kirche, der Grundschule und des Feuerwehrgerätehauses. Laut Rahmenplan dürfen sechs Einfamilien- und zwei Mehrfamilienhäuser neu entstehen. Einen Bebauungsplan gibt es nicht. Ebenso mangelt es an Investoren.
»Die Auflagen der Stadt Bielefeld sind zu kompliziert, so dass jeder davor zurückschreckt«, erklärte Volker Crayen gegenüber dem WESTFALEN-BLATT. Die Empfehlungen seien so nicht haltbar. Trotzdem will der Bielefelder Architekt in Kürze eine Bauvoranfrage stellen. Bauherr ist eine Eigentümergemeinschaft, die von dem Hamburger Mediziner Dr. Björn Lisboa vertreten wird. Er war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Der Rahmenplan ist laut Verwaltung kein Instrument, mit dem man das Fällen der Bäume hätte verhindern können. Der Einsatz der Säge war rechtens. »Wir haben zwar in allen Gesprächen deutlich gemacht, dass der Baumbestand erhaltenswert ist«, konstatierte der Leiter des Umweltamtes, Martin Wörmann, »einen verbindlichen Plan, gegen den jetzt verstoßen worden wäre, gibt es aber nicht«. Dass die Bäume beseitigt wurden, empfindet er als eine »ziemliche Schweinerei«.
Auslöser für die Fällaktion war offenbar der Landesbetrieb Straßenbau NRW, der bei einer Streckenkontrolle Totholz an einigen Eichen ausgemacht und die Verkehrsicherheit dadurch nicht mehr als gegeben ansah. Mitarbeiter der Stadt sahen sich um und kamen zu dem Ergebnis, dass lediglich einige Äste hätten entfernt werden müssen. Und nur bei einem Baum wäre wegen Pilzbefalls eine schalltomografische Untersuchung nötig gewesen, um das Ausmaß des Schadens festzustellen.
Diese können sich die Grundstückseigentümer jetzt sparen. Teilten sie der Stadt doch Anfang des Jahres mit, Forstamt, Baumgutachter und Landesbetrieb seien überein gekommen, alle Bäume entlang der Babenhauser Straße aus Sicherheitsgründen zu fällen. Wörmann enttäuscht: »Unseres Erachtens hätten sie bis auf einen, der noch zu untersuchen gewesen wäre, durch Pflege erhalten werden können.«

Artikel vom 18.01.2007