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»Ich komme gerne wieder«

Dieter Wedel stellte gestern seinen auch in OWL gedrehten Film vor

Von Dietmar Kemper
Hamburg (WB). Mit der Idylle der »Schwarzwaldklinik« hat das neue Werk Dieter Wedels nichts gemein. In dem am Sonntag fertiggestellten Film »Mein alter Freund Fritz« beschreibt der Erfolgsregisseur schonungslos Profitdenken im Krankenhaus und Intrigen zwischen Verwaltung und Ärzten.

»Ärzte sind mehr Händler als Heiler«, sagte Wedel bei der Präsentation des ZDF-Films gestern in den Hamburger Kammerspielen. Der Film verbindet Gesellschaftskritik mit einer Gespenstergeschichte: Eine Mischung, die es, so Wedel, bisher noch nicht gegeben habe. Außerdem geht es in dem Film um das Tabu-Thema Tod, den Sinn des Lebens und den Wert der Freundschaft.
Der Film »Mein alter Freund Fritz« wird am 26. Februar um 20.15 Uhr ausgestrahlt. Er ist hochrangig besetzt. Ulrich Tukur spielt den Chefarzt am Klinikum Hannover, Harry Seidel, Veronica Ferres seine Frau Lydia. Das Leben des erfolgreichen Mediziners verändert sich dramatisch, als er bei einem Autounfall schwer verletzt wird. Wedels Team drehte die Szene auf einer Landstraße zwischen Borgholzhausen und Melle. Am Unfallort erscheint plötzlich ein junger Mann, der vor 20 Jahren starb: Seidels alter Freund Fritz, gespielt von Maximilian Brückner. Für die anderen unsichtbar, wird er zum ständigen Begleiter des Arztes, der die zunehmende Kommerzialisierung des Gesundheitswesens und ausufernde Bürokratie beklagt. Die Bedürfnisse der Patienten drohen zu kurz zu kommen, der Rotstift regiert die Behandlung. In weiteren Rollen sind Anna Hausburg als Arzttochter Eva Seidel, Uwe Bohm als Krankenhaus-Verwaltungsdirektor, Valerie Niehaus als Schwester Vanessa sowie Peter Jordan als Fotograf Tim zu sehen, der Veronica Ferres schöne Augen macht. Wedel (»Der große Bellheim« und »Der Schattenmann«) drehte den Film von Ende März bis Anfang April 2006 zwölf Tage lang in Borgholzhausen, in Harsewinkel (Villa Nordemann als Domizil der Seidels) und in Bielefeld (in einem Fotostudio). »Ich komme gerne wieder«, sagte Wedel dieser Zeitung. Die Komparsen hätten sehr glaubhaft gewirkt. Städte wie Bielefeld, in denen nicht jeden Tag gedreht werde, seien für Regisseure ein Glücksfall. Außerdem wurden die Kameras in Hannover und Hamburg aufgebaut. In Ostwestfalen-Lippe spielte das Wetter nicht immer mit: »Immer wenn wir Regen brauchten, hörte er gerade auf«, sagte der Regisseur (64), der die Backstein-Villa in Harsewinkel allerdings als perfekten Drehort einstufte. »Genau so habe ich mir das vorgestellt, als ich das Drehbuch geschrieben habe«.
Veronica Ferres lobte das Drehbuch: »Es ist sehr gut und sozialkritisch, weil es die Krise in den Krankenhäusern und die der Ärzte widerspiegelt.« Gestern betonte sie: »Für jemanden, der sich neu entdecken will, ist die Zusammenarbeit mit Dieter Wedel ein Traum.« Der Vielarbeiter, der in den vergangenen 15 Jahren 20 Filme fertigstellte, drehte zum ersten Mal in Ostwestfalen. »Mein alter Freund Fritz« kostete gut 2,4 Millionen Euro. In ihm spielten 400 Komparsen mit - darunter Simone Niemeier-Vogt (40) aus Herford, der diese Zeitung eine Nebenrolle verschaffen konnte.

Artikel vom 17.01.2007