18.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der Lange lässt sich
in die Pflicht nehmen

Zerbe überbrückt Zeit zwischen Mudrow und Meisinger

Von Oliver Kreth
Lemgo (WB). Der TBV Lemgo hat einen Trainer verpflichtet. Ex-Nationalspieler Peter Meisinger (52) übernimmt zur neuen Saison die sportliche Verantwortung beim Handball-Bundesligisten. Sein Vertrag läuft drei Jahre.

Die gestrige Vorstellung des Neuen kam nicht überraschend - letztlich auch nicht, dass man mit sofortiger Wirkung Volker Mudrow beurlaubt hat. Doch dass Volker Zerbe nicht nur für ein paar Wochen sondern bis zum Ende der Spielzeit seinen alten Kollegen jetzt auch was von der Bank aus zu sagen hat, das kam unerwartet. Der »ewige« Lemgoer: »In einer solch besonderen Situation stehe ich auch als Sportlicher Leiter dem Verein gegenüber in der Pflicht und von daher habe ich das Traineramt übergangsweise bis zum Saisonende übernommen.«
Autoritätsprobleme befürchtet »Zebu« nicht, aber »natürlich habe ich mir auch die Frage gestellt, ob ich die Mannschaft erreichen kann. Und ich habe sie positiv entschieden«.
So ganz genau weiß der ehemalige Nationalspieler allerdings nicht, warum es im »schwarzen Dezember« (2:12 Punkte in der Bundesliga, raus aus dem EHF-Pokal) plötzlich nicht mehr lief: »Da habe ich auch keine Antworten. Mein Ziel ist es aber, das vorhandene Potenzial des Teams wieder abzurufen.«
In der vergangenen Woche steckte man an zwei Tagen die Köpfe zusammen und beugte sich dann den vermeintlichen »Gesetzmäßigkeiten« (Beiratsvorsitzenden Paul-Gerhard Reimann) des Profisportes, obwohl auch er einräumt, nicht zu wissen, »ob die Mannschaft nicht das getan hat, was der Trainer ihr gesagt hat oder ob er ihr das falsche gesagt hat«. Egal - echte Konsequenzen zog der Verein nur beim Trainer, auch wenn in den letzten Spielen »einige Akteure es nicht wert waren, das Trikot des TBV zu tragen«, so Reimann. Die Gardinenpredigt für die Spieler wird erst nach der WM erfolgen. Am 5. Februar ist Dienstantritt beim TBV, dann müssen Mannschaftsrat und »einige Spieler« (Fynn Holpert) Rede und Antwort stehen.
Über die personellen Veränderungen informierte der TBV-Manager gestern in Halle die deutschen Nationalspieler, die »Internationalen« wurden per SMS oder telefonisch informiert. Die Reaktion soll einhellig positiv ausgefallen sein. Selbst der Geschasste nahm seine vorzeitige Demission sportlich. Holpert: »Ich habe am Dienstag sehr lange mit Volker Mudrow gesprochen. Er hatte mit diesem Schritt gerechnet.«
Doch nicht nur beim Trainerjob gab es eine Neuverpflichtung zu vermelden. Der »TBV Deutschland« bindet den Noch-Wetzlarer Lars Kaufmann für zwei Jahre an den Verein. »Ich habe mit meinem Wechsel nach Wetzlar ein Stück auf der Leiter erklommen, aber ein Stück fehlt noch«, erläuterte der 26-jährige Rückraumspieler, der sich derzeit mit der Nationalmannschaft in Halle auf die WM vorbereitet, seine Beweggründe zum zweifachen Ex-Meister zu wechseln.
In die Verpflichtung von Kaufmann war auch schon Meisinger integriert. Doch das Traineramt will er erst zur neuen Saison übernehmen - auch wegen der Hüftoperation vor elf Wochen. Reimann: »In solch einer sportlichen Situation kann man ihm nicht zumuten, das Amt zu übernehmen.« Der Verpflichtete, der mit dem TV Großwallstadt als Trainer Meister (1990), Pokalsieger (1990) und City-Cup-Gewinner (2000) wurde, sieht es etwas anders: »Es macht keinen Sinn, der alten Mannschaft meine Sicht des Spiels noch zu vermitteln. Ich will am 1. Juli einen echten Neuanfang starten, um Lemgo wieder in die Spitzengruppe der Bundesliga zurückzuführen.«
Das wird dann mit Neuzugang Rolf Hermann (noch Lübbecke) und dem ausgeliehenen Sven-Sören Christophersen (Hildesheim) passieren. Ob auch noch mit Christian Schwarzer, Markus Baur und Asgeir Örn Hallgrimsson soll sich in den nächsten Wochen entscheiden.

Artikel vom 18.01.2007