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Der Vater der zweifarbigen Käfer

R.A.O. liebte Automobile vom 300er Adenauer bis zum Goliath-Dreirad

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Das Automobil hat Rudolf August Oetker ein Leben lang fasziniert. Fachkundig, erfahren und mit einer Vielzahl liebenswerter Anekdoten ausgerüstet vermochte er »Benzingespräche« zu einem besonderen Erlebnis für sein Gegenüber zu machen.

Es gibt eine einzigartige Sammlung wunderschöner Automobile. Gleichwohl würde die Welt der chromblitzenden Speichenräder und ausladenden Kotflügel, der schweren Limousinen und Cabriolets mit dem Stern allein der engen Verbindung von Oetker und Mobilität nur unzureichend gerecht. Überliefert sind die ersten Fahrversuche des jungen Mannes auf dem heimischen Grundstück. Und in der Oetker-Welt steht mit einem offenen dreiräderigen Goliath ein ganz besonderer Wagen. Es war sein erstes Auto nach dem Krieg. Wegen einer Verletzung erlaubte es die britische Militärregierung dem jungen Mann, das Dreirad zu benutzen. Oetkers Restaurator Karl-Heinz Esdar gelang es in detektivischer Kleinarbeit, genau dieses dunkelgrüne Unikum wieder herzurichten. Ebenso eng mit R.A.O. verknüpft ist die Biografie eines großen grünen Steyr. Oetker fuhr ihn während seiner Tätigkeit in der österreichischen Tochtergesellschaft in Baden bei Wien.
Rudolf August Oetkers einzigartige Verdienste um den Aufbau der »Firma« stehen auch für den ungeheuren Mobilitätsfaktor. Erste Motorfahrräder für Außendienstler schaffte er ebenso an wie die legendären zweifarbigen Käfer, mit denen die Vertreter über Land reisten. Dass ein Mitarbeiter exakt so ein Auto restaurierte und fortan damit fuhr, erfreute Rudolf August Oetker sehr. Viele Oetker-Reisende sahen das in der Wirtschaftswunderzeit bestimmt anders. Im August 1948 waren die ersten zweifarbigen Käfer angeschafft worden. 1959 begehrten die Fahrer auf, wünschten neutrale Wagen. Die bewilligte R.A.O. allerdings erst 1963. Da war die zweifarbige Ära auch bei den Transportern vorbei. Wer über Oetker und Wirtschaftswunder spricht, muss auch die Vielzahl der Großflottengeschäfte mit Käfer und Bulli denken. Zur symbolischen Übergabe von 150 Wagen beim VW-Händler schaute R.A.O. gern persönlich vorbei. So wie er am liebsten seinen Wagen selbst steuerte. Ganz egal, ob in den 1970er Jahren im grauen Käfer zum kleinen Einkauf in der Senne. Oder in den 1980er Jahren auf dem täglichen Weg ins Büro. Sein Auto: ravensbergisch unspektakulär im dunkelgrünen 230er Mercedes.

Artikel vom 18.01.2007