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Renate Röllecke, pädagogische Referentin der GMK. Foto: Uffmann

Sicher unterwegs im Netz

Jugendliche müssen Risiken des Internets kennen

Von Hendrik Uffmann
Bielefeld (WB). Es ist ein schockierender Fall, der bundesweit für Aufsehen sorgte: Ein damals 11-jähriges Mädchen fertigt auf Aufforderung eines ihr unbekannten Mannes im Internet von sich selbst pornographische Fotos an und mailt sie an den Täter (das WESTFALEN-BLATT berichtete). Gegen solche Fälle sexuellen Missbrauchs helfe vor allem die Aufklärung Kinder und Jugendlicher über die Risiken des Internets, so die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) mit Sitz in Bielefeld.

Für Renate Röllecke, Pädagogisch-wissenschaftliche Referentin bei der GMK, ist der jetzige Fall eine extremes Beispiel. »Aber Belästigungen aller Art, auch sexueller, gibt es im Internet natürlich häufig«, erklärt Röllecke und verweist auf eine Studie, nach der etwa die Hälfte aller Jugendlichen unangenehme Bekanntschaften in einem Internet-Chatroom gemacht hat. Betroffen, so die Pädagogin, seien vor allem Mädchen, weil diese kommunikationsfreudiger seien.
Viele vergäßen bei der Nutzung des Internets, dass dieses weltweit offen steht. Wer also Daten von sich preisgibt, sei es ein Foto, ein Name, eine Adresse oder Telefonnummer, habe keine Kontrolle mehr, in wessen Hände diese geraten. »Dies den Kindern und Jugendlichen klar zu machen ist ganz entscheidend«, betont Jürgen Lauffer, Geschäftsführer der GMK.
Um Kinder und Jugendliche vor Missbrauch und Belästigung im weltweiten Netz zu schützen, sieht er vor allem die Eltern, aber auch Lehrer, Erzieher, Jugendarbeiter und ältere Jugendliche gefordert. »Den Zugang zum Internet zu verbieten ist keine Lösung. Statt dessen müssen die Kinder lernen, wie sie verantwortungsbewusst mit dem spannenden Medium umgehen und die Regeln dafür kennen«, ergänzt Renate Röllecke.
So könnte in Familien zum Beispiel ein Computer für die Internet-Nutzung bestimmt werden, der öffentlich - etwa im Wohnzimmer - platziert wird. Renate Röllecke: »Steht der Rechner im Kinderzimmer, haben die Eltern jede Kontrolle verloren.«
Aber auch dass Eltern gemeinsam mit Kinder im Internet surfen, sich die Chatrooms ansehen, in denen diese Kontakte knüpfen, sei sinnvoll. Dennoch sollte den Kindern keine Angst vor dem Internet gemacht werden. Wichtig sei statt dessen, immer im Gespräch mit den Kindern zu bleiben, damit diese auch über Probleme und Belästigungen berichten. »Dies ist jedoch auch eine gesellschaftliche Aufgabe, besonders bei Kindern aus Familien, in denen die Eltern dies nicht leisten können«, sagt Jürgen Lauffer.
Letztlich gelten für das Internet die gleichen Regeln wie im »richtigen« Leben, sagt Renate Röllecke. Wenn Kinder die Gefahren kennen, können sie darauf achten, sich selbst schützen und im Zweifelsfall Hilfe holen.

Artikel vom 17.01.2007