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Armut hat nichts Romantisches

Will Smith in »Das Streben nach Glück«


Wenn im Material zu einem Film allzu oft vom »amerikanischen Traum« die Rede ist, kann man schnell misstrauisch werden. Erfolgsstorys langweilen schnell. Ganz anders »Das Streben nach Glück«: Ohne die bekannten Klischees erzählt der Film eine universelle Geschichte von Armut, Verzweiflung und einer letzten Hoffnung. Als wahrer Glücksgriff stellt sich auch die Besetzung mit Will Smith und seinem Sohn Jaden heraus.
Smith ist Chris Gardner, auf dessen wahrer Geschichte »Das Streben nach Glück« basiert. Durch eine Fernsehreportage über Gardner, der sich in den 80er Jahren aus der Obdachlosigkeit ins sichere Leben eines Börsenmaklers emporgearbeitet hat, wurde der Produzent Mark Clayman auf diesen Menschen aufmerksam.
Drehbuchautor Steven Conrad schuf aus den Eckdaten der Gardner-Biografie ein Drehbuch, das sich ganz auf den emotionalen Kern seines Strebens konzentriert: Auf die extreme Anstrengung eines Lebens als allein erziehender, verarmter Vater, der seinen Sohn über alles liebt und ihm eine bessere Zukunft ermöglichen will. Der italienische Regisseur Gabriele Muccino hat das ohne das Hollywood-übliche Pathos umgesetzt.
Ein gewaltiger Stein verstellt Gardner den Weg, nachdem ihn seine Frau (Thandie Newton) verlassen hat. Ständig schleppt er tragbare Röntgenapparate mit sich herum, mit deren Verkauf er ein bisschen Geld machen will. Doch die Dinger bringen ihm nichts als Unglück. Gardner verliert seine Wohnung, fliegt mit seinem Sohn aus einem schäbigen Motel, steht schließlich Schlange vor einem Obdachlosenasyl.
Der echte Chris Gardner wusch sein einjähriges Baby in der U-Bahn-Toilette. Im Film ist der Sohn fünf Jahre alt, er stellt Fragen. Beim ersten Mal akzeptiert er die U-Bahn noch als nächtliches »Höhlenversteck vor Dinosauriern«, beim zweiten Mal nicht mehr. »Das Streben nach Glück« führt sein Publikum in eine erstaunlich kitschfreie Zone und zeigt durchaus Humor. Niemals verliert die gefühlvolle Geschichte von Vater und Sohn jedoch die harte Realität aus den Augen: Armut hat nichts Romantisches, Armut ist ungerecht - aber sie gehört zum Alltag in der Welt.

Artikel vom 18.01.2007