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Die einzigen ihrer Art

Beamte der Bundespolizei klären über Bahnverkehr auf

Von Jens Heinze und
Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Ihre Aufgabe ist es, Leben zu retten. Drei Beamte der Bundespolizei-Inspektion Bielefeld (ehemals Bundesgrenzschutz) klären in der Großstadt und dem übrigen Ostwestfalen-Lippe über die Gefahren des Bahnverkehrs auf.

Polizeiobermeisterin Diana Freitag, Polizeihauptmeister Ulrich Stock und Polizeioberkommissar Albert Holtkamp sind die einzigen drei Präventionsbeamten der hiesigen Bundespolizei-Inspektion. Sie stellen sich wie heute in Oerlinghausen vor einen Bahnübergang oder warnen in Kindergärten und Schulen vor falschen Mutproben auf Gleisanlagen. Selbst im ganz NRW ist die Zahl der Gefahren-Aufklärer von der Bundespolizei an zwei Händen abzuzählen. »Insgesamt sind wir zwischen Weser und Rhein acht bis zehn Präventionsbeamte«, sagt Oberkommissar Holtkamp.
Der 49-Jährige ist mit 27 Jahren Berufserfahrung am längsten dabei. Angefangen hat Holtkamp bei der damaligen Bahnpolizei, wechselte dann zum Bundesgrenzschutz, der nun Bundespolizei heißt. Warum er mit seinen zwei Kollegen unermüdlich Alt und Jung darüber aufklärt, dass Gleisanlagen keine Abenteuerspielplätze sind und alle Verkehrsteilnehmer gefälligst vor geschlossenen Bahnschranken stehenbleiben sollen, hängt mit seiner traurigen Berufserfahrung zusammen. Holtkamp ermittelte nach sieben Bahnunfällen, bei denen Kinder ums Leben gekommen waren. »Und ich möchte nicht, dass so etwas noch einmal vorkommt«, unterstreicht der Oberkommissar.
Die Intercity-Strecke im Bereich Brake/Schildesche ist so ein Bereich, wo es jederzeit wieder passieren könnte. Die vielbefahrenen Gleise von Bielefeld nach Herford locken vor allem an den Wochenenden oder in den Ferien Kinder und Jugendliche an, die Schienen mit Spielplätzen verwechseln und sich dabei in Lebensgefahr begeben, berichten Polizeiobermeisterin Diana Freitag und Oberkommissar Albert Holtkamp. »Auf diesem Streckenabschnitt fährt der Intercity Tempo 140. Das sind knapp 40 Meter in der Sekunde, mit denen der Zug auf einen zurast«, rechnet Holtkamp vor.
Warnung vor Taschendieben in Bahnhöfen und Zügen, Aufklärung über die Gefahren an Gleisanlagen und Bahnübergängen, Zeugen dazu motivieren, bei Straftaten hinzuschauen und die Polizei zu alarmieren statt mit Wegschauen den Kriminellen zu helfen - das Aufgabengebiet der Präventionsbeamten ist vielfältig. Selbst in den Rathäusern der Region kann man auf die Aufklärer von der Bielefelder Bundespolizei bauen. Wenn Spiel- oder Bolzplätze in der Nähe von Gleisen angelegt werden sollen, erklärt Obermeisterin Diana Freitag, stehe man in Sachen Sicherung den Planern, Kommunalpolitikern, Eltern und Kindern gerne beratend zur Seite. »Prävention vor Ort ist das Beste, um die Leute zu sensibilisieren«, sagt die Polizistin.
Sie erledigt übrigens das Aufklären und Beraten wie ihre beiden Kollegen sozusagen im Nebenamt. Denn Hauptaufgabe von Obermeisterin Freitag ist das Bearbeiten von Anzeigen in der Bundespolizei-Leitstelle gegenüber dem Bielefelder Hauptbahnhof. Oberkommissar Holtkamp ermittelt im Paderborner Bereich, Hauptmeister Stock geht im Raum Minden auf Streife. Kontakt zu den Präventionsbeamten gibt es über Telefon 0521/966470.

Artikel vom 16.01.2007