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»Unauffällige Schüler« töteten

Keine Hinweise auf Motiv der 17-jährigen Gymnasiasten für die Bluttat

Schwerin/Tessin (dpa). Zwei Tage nach dem tödlichen Messer-Angriff von zwei 17-jährigen Schülern auf ein Ehepaar in Tessin (Mecklenburg-Vorpommern) ist das Motiv für die Bluttat weiter unklar.

Die beiden Jungen, die aus dem Dorf nahe Boizenburg und einem Nachbarort stammen, haben - wie berichtet - laut Staatsanwaltschaft den 46 Jahre alten Familienvater und seine fünf Jahre jüngere Frau am Samstagabend mit einer Vielzahl von Messerstichen in Kopf und Rumpf umgebracht. »Dabei wurden offenbar mehrere Messer benutzt«, sagte gestern der Schweriner Oberstaatsanwalt Hans-Christian Pick nach der Obduktion der Leichen. Nach Angaben der Tessiner Bürgermeisterin Gertrud Geistlinger war der 16-jährige Sohn des getöteten Ehepaars mit einem der beiden Täter befreundet.
»Sie gehen morgens gemeinsam zum Schulbus. Sie besuchen zwar getrennte Schulen in Boizenburg, kommen aber mittags gemeinsam mit dem Bus wieder zurück«, sagte Geistlinger. Sie hätten auch viel Freizeit zusammen auf dem Dorfsportplatz verbracht. Ihr sei die Tat unerklärlich. Der 16-jährige Sohn des Ehepaars hatte sich verbarrikadieren und die Polizei alarmieren können.
Pick sagte weiter, zum Motiv sei den bisherigen Angaben der beiden Gymnasiasten »nach wie vor keine plausible Erklärung zu entnehmen«. Die beiden haben die Tat gestanden, sie sitzen in Untersuchungshaft. Sie sollen zur Tatzeit weder unter Alkohol- noch unter Drogeneinfluss gestanden haben. Die Schüler hatten zudem eine 15-Jährige aus dem Dorf als Geisel genommen und mit dem Auto des getöteten Ehepaars versucht, zu fliehen. Sie kamen aber nicht weit. Die Polizei konnte sie zum Aufgeben und zur Freilassung des Mädchens bewegen. Zu den Aussagen der Geisel, die von den Ermittlern ebenfalls schon befragt wurde, wollte Pick keine Angaben machen.
In der Region sitzt der Schock tief. Der Direktor des Elbe-Gymnasium in Boizenburg beschrieb die beiden als »ganz normale, unauffällige Schüler«. Die Lehrer der Schule sprachen mit den Schülern über das schreckliche Geschehen. Psychologen und ein Pfarrer unterstützten die Betreuung. An dem Gymnasium in dem Elbestädtchen nahe Hamburg lernen 560 Schüler. Ihre Fassungslosigkeit drückten auch Freunde, Kollegen und Bekannte der Eltern der beiden 17-Jährigen aus. »Wir kennen ihre Kinder als freundlich, hilfsbereit, ausgleichend und haben sie als Freunde unserer Kinder immer gerne gesehen«, schrieben sie in einer Erklärung.

Artikel vom 16.01.2007