17.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Dreiecksgeschichte -
leicht, frivol, satirisch

Adolphe Adams »Der Toreador« am Stadttheater

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Mit der Aufführung der komischen Oper »Der Toreador« von Adolphe Adam widmet sich das Theater Bielefeld erneut einer Repertoire-Rarität im Bereich des Musiktheaters. Regie in der frivolen Dreieckskomödie führt Michael Beyer.

Es geht um eine Frau zwischen zwei Männern. Coraline (Victoria Granlund), eine ehemalige Sängerin, hat auf Anweisung ihre Onkels den »pensionierten« Toreador Belflor (Jacek Janiszewski) geheiratet. Der liebt die Frauen, nur nicht seine eigene. Um in Ruhe auf die Pirsch gehen zu können, sperrt er seine Angetraute zu Hause ein. Rettung naht mit der Ankunft von Tracolin (Simeon Esper), einem Flötisten, mit dem Coraline einst eine Liaison verband. Gemeinsam ersinnen beide einen Plan, ihre Beziehung fortzusetzen und den Schürzenjäger Belflor der Untreue zu überführen. Zugleich wird eine Abmachung getroffen, die alle zufrieden stellt.
»Die Möglichkeit, dass eine Frau mit zwei Männern glücklich werden kann, ist einmalig in der Operngeschichte und muss nicht nur im 19. Jahrhundert als etwas völlig Amoralisches gegolten haben«, sagt Michael Beyer. Gleichwohl wurde der mit spitzer Feder geschriebene Zweiakter ein großer Erfolg an der Pariser Opéra Comique. Nach seiner Uraufführung 1849 blieb »Le Toréador« 20 Jahre lang im Repertoire, um schließlich wie die meisten Werke des Franzosen Adam in Vergessenheit zu geraten. Zwar handelt es sich bei der Bielefelder Wiederaufnahme des Werks nicht wie im Eifer vorschnell behauptet, um die deutsche Erstaufführung -Ê die fand 1909 in Berlin statt, gefolgt von einer zweiten 1929 in Duisburg und einer dritten in den 90er Jahren in der Künstlerkolonie Berlin -Ê, dennoch ist es die erste, die der neuen historisch-kritischen Ausgabe folgt. Für die gesprochenen Texte erarbeitete das Inszenierungsteam eine eigene deutsche Fassung.
Im Vergleich zur italienischen Opera Buffa komme der Toreador weniger derb daher, erläutert Dramaturg Dr. Uwe Sommer. Es handele sich um feinsinniges, leichtes Satirespiel, das ohne Hau-Drauf-Humor auskomme. Heutig und zeitlos inszeniert, verzichten sowohl Bühnenbildner Hans Richter als auch Kostümbildner Christoph Cremer darauf, Folklore auf die Bühne zu bringen und Klischees zu erfüllen.
Dieser Stil findet laut Kevin John Edusei, dem die musikalische Leitung unterliegt, sein Pendant in der Musik. »Sie ist nicht platt, sondern sehr fein instrumentiert. Für Coraline hält sie eine Bravourpartie des Koloraturgesangs bereit«, sagt Bielefelds erster Kapellmeister. Dabei formt Adam aus eingängigen Melodien raffinierte Arien, Duette und Terzette und beweist Gespür für Vokalakrobatik, die unter anderem in dem berühmten »Ah! Vous dirais-je, maman!« zur Geltung kommt.
Für die Premiere am Samstag, 20. Januar, 19.30 Uhr, im Stadttheater gibt es noch Karten an der Theaterkasse im Neuen Rathaus sowie unter Telefon 51 54 54.

Artikel vom 17.01.2007