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Kind macht Missbrauchsfotos

Unbekannter Täter übt im Internet-Chat Druck auf Elfjährige aus

Von Christian Althoff
Gütersloh (WB). Das missbrauchte Mädchen, das am Freitag nach der Veröffentlichung eines Fotos in der ZDF-Sendung »Aktenzeichen XY ungelöst« identifiziert werden konnte, hat die Missbrauchsfotos von sich selbst hergestellt.
Dieses Foto veröffentlichte das BKA unverfremdet, weil die Polizisten um das Kind fürchteten.

Oberstaatsanwalt Reinhard Baumgart aus Bielefeld sagte gestern, die Schülerin aus dem Kreis Gütersloh habe vor etwa zwei Jahren in einem Internet-Chatraum einen Erwachsenen kennengelernt, der ihr sympathisch gewesen sei. Nach etwa einer Woche habe das Kind auf Wunsch des Mannes mit Hilfe eines Selbstauslösers im Kinderzimmer Fotos gemacht - drei zeigen das Kind bekleidet, vier nackt. Auf zwei Bildern nimmt das Kind sexuelle Handlungen an sich vor. »Dazu hatte der Mann das Mädchen aufgefordert« sagte Baumgart. Die Fotos mailte die Schülerin dem Täter, der sie offenbar weltweit verbreitete.
US-Behörden hatten das Bundeskriminalamt im November auf die Bilder aufmerksam gemacht, auf denen ein deutsches Schulbuch zu sehen ist. Weil es der Polizei nicht gelungen war, das Kind zu identifizieren und sie fürchtete, das Mädchen werde weiterhin missbraucht, zeigten Ermittler am Donnerstag Portraits des Kindes in der Sendung »Aktenzeichen XY ungelöst«.
»Die Mutter des Kindes war perplex, als sie die Bilder ihrer Tochter im Fernsehen sah«, sagte ein Ermittler. Freitag erschien die Frau zusammen mit dem Mädchen bei der Polizei, auch Mitschüler meldeten sich dort nach der Sendung. Das Mädchen sei sehr schüchtern und zurückhaltend gewesen, hieß es. Als eine Beamtin ihr die Fotos vorlegte, habe die Schülerin von der Internet-Bekanntschaft berichtet und erzählt, wie es zu den Aufnahmen gekommen sei. »Über die Identität des Mannes konnte das Mädchen nichts sagen«, erklärte Baumgart. Der Täter hatte den Kontakt abgebrochen, nachdem er die Bilder erhalten hatte. Gegen den Mann wird wegen Verbreitens von Kinderpornographie ermittelt sowie wegen Kindesmissbrauchs, weil er das Mädchen dazu gebracht hatte, sexuelle Handlungen an sich vorzunehmen. Das Kind habe sich allein schon wegen seines Alters nicht strafbar gemacht, sagte Baumgart.
Veit Schiemann, Sprecher der Opferschutzorganisation »Weißer Ring«, sagte, der Fall dürfe nicht den Eindruck erwecken, die Fotos seien im Einvernehmen mit dem Mädchen entstanden: »Das Kind war erst elf Jahre, als es die Bilder machte. Der Täter hat die Überlegenheit eines Erwachsenen ausgenutzt, um sich das Mädchen per Chat gefügig zu machen.« Viele Kinder litten ihr Leben lang an den Folgen des sexuellem Missbrauchs. »Allein im Jahr 2005 wurden 17 558 neue Fälle bekannt«, sagte Schiemann.
Tipps, wie Mädchen sicher chatten können, gibt der Kriminalpräventive Rat der Stadt Bielefeld im Internet unter www.mina-skpr.de
Seite 4: Kommentar

Artikel vom 16.01.2007