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Millionenschaden möglich

Gefälschte Bahnfahrkarten tauchten bereits 2005 auf

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Bereits seit 2005 hat es nach Angaben der Bundespolizeidirektion Koblenz eine starke Zunahme von gefälschten »Schönes-Wochenende-Tickets« gegeben.
Ticket nur am Automaten oder am Schalter kaufen: Die Bahn warnt vor Fälschungen.
Die ersten Fälschungen seien in Norddeutschland entdeckt worden, sagte Bundespolizeisprecher Sven Möller gestern dieser Zeitung. Dann habe sich das Phänomen bis nach Süddeutschland ausgebreitet. Inzwischen würden die gefälschten Fahrkarten bundesweit verkauft. Schwerpunkt sei im Moment der Bereich Bielefeld. Derzeit würden in Koblenz von der Bundespolizei 60 gefälschte Wochenend-Tickets kriminaltechnisch untersucht.
Wie bereits berichtet, sitzt einer der Fälscher, ein 28-jähriger Asylbewerber aus Aserbaidschan, in Detmold in Untersuchungshaft. Er hat nach Angaben von Oberstaatsanwalt Dieter Varnholt (Detmold) weitgehend ein Geständnis abgelegt und auch Namen weiterer Mitglieder der Fälscherbande genannt. Da sich in diesem Fall die Mehrzahl der Taten in Bielefeld ereignet haben, werde das Verfahren an die Staatsanwaltschaft Bielefeld abgeben, sagte Varnholt. Es sei möglich, dass der Schaden für die Bahn aufgrund der gefälschten Tickets im Millionenbereich liege. In dem neuen Fall sei nichts auszuschließen, sagte Varnholt dieser Zeitung. Die Ermittlungen stünden noch ganz am Anfang.
Nach Angaben von Lothar Kölbl, Chefeinkäufer der Deutschen Bahn AG für Papier und Druckaufträge, würden Verkehrsunternehmen durch Fälscher durchschnittlich um drei bis fünf Prozent ihrer Einnahmen geprellt. Schließlich gehe es bei der Bahn um Millionen, wenn Betrüger manipulierten oder eigene Kreationen samt Hologramm fabrizierten, sagte Kölbl in einem Interview mit dem Bahn-Kundenmagazin »mobil«. Kölbl: »Unser aufwändiges Produktionsverfahren soll Profifälscher abschrecken, weil dadurch der Aufwand für sie sehr groß wird.« Die Fahrkarten werden in einer Hochsicherheitsdruckerei produziert. Die Papierrollen (500 Tonnen jährlich) kommen aus Schottland.

Artikel vom 16.01.2007