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Der russische Weltklassespieler Alexander Morosewitsch gewann Ende des vergangenen Jahres das GM-Turnier im spanischen Pamplona mit beeindruckenden 6 aus 7 vor Jakowenko und Schirow. Wie meistens waren seine Partien ein Genuss für alle, die schöpferisches Kampfschach lieben.


Grünfeld-Verteidigung

Weiß: Morosewitsch
Schwarz: Schirow

1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 d5 4.cd5 Sd5 5.Ld2 Sb6 6.Sf3 Einfach und gut; in Betracht kommt aber auch 6.Lg5 Lg7 7.e3. 6...Lg7 7.Tc1 0-0 Gierig und schwach wäre 7...Ld4 8.Sd4 Dd4 9.Sb5. 8.Lg5 h6 9.Lh4 g5 10.Lg3 c5 11.dc5 Lc3 12.Tc3 Dd1 13.Kd1 ginge nach 13...Sa4 14.Tc2 Lf5 ganz im Sinne des Schwarzen aus. Morosewitsch bietet 11...Lc3 12.Tc3 Sd5 an, wonach er 13.Tc5 Sb4 14.Dd8 Td8 15.a3 mit gutem Spiel hätte. 11.d5 e6 12.d6 Sd5 13.h4 Kritisch erscheint 13.Sd5 ed5 14.Dd5, um nach 14ÉLb2 15.Tc5 Sa6 16.Tb5 Lc3 17.Sd2 die Fesselung auszuhalten. Dann wäre er nämlich mit 17...Ld7 18.Tb7 Tc8 und neuen Unbequemlichkeiten konfrontiert worden. 13...g4 14.Se5 Dd6 Ruhiger verläuft das Spiel nach 14...Sc3 15.bc3 Sd7. 15.e4 f5! Seinem Rufe treu gießt Alexej Schirow weiteres Öl ins Feuer. Doch 15...Le5 16.Sb5 ist ja auch schwach. 16.ef5 Und nicht 16.ed5 f4 17.Sc4 Dd7 18.Lh2 Lc3 19.Tc3 ed5 20.Se5 De6 21.De2 Te8 22.Lf4 Df5 mit starkem Angriff für Schwarz. 16...Le5 17.Sb5 Dc6 Schade; der Tausch der Dame gegen drei Leichtfiguren mittels 17...Lg3 18.Sd6 Ld6 sieht verlockend aus, verliert allerdings wegen 19.fe6 Le6 20.Lc4 Tf5 21.Dg4. 18.Le5 ef5 19.Sd6 Sb6 20.f3 Erstaunlich. Noch immer steckt sein König im Zentrum fest, und noch immer ist er nicht vollständig entwickelt, doch der russische Großmeister macht sich flugs daran, den gegnerischen Königsflügel zu knacken. 20...Le6 21.Lb5 Dd5 22.De2 S8d7 23.Lf4 gf3 24.gf3 Kh7 25.Td1 Da2 Die Parole lautet: er oder ich! Morosewitsch hat einen guten Platz für seinen König entdeckt und kommt folgerichtig als erster zu aussichtsreichem Angriff. 26.Kf2! Tf6 27.Thg1 Taf8 28.Le5 Se5 29.De5 Sd7 30.Ld7 Ld7 Das dürfte Schirows Plan gewesen sein: 31.De7 T8f7 32.Sf7 Db2 33.Kf1 Lb5 ist Dauerschach, z.B. 34.Ke1 Dc3 35.Kf2 Dc2 36.Ke1 Dc3 oder 36.Kg3 f4 37.Kh3 Df5, ebenfalls mit Remis. Aber Weiß entkorkt 31.Se4!, womit die Partie vorbei ist, z.B. 31...T6f7 32.Sf6 Tf6 33.Td7 Kh8 34.Tg6. 31Éfe4 32.Td7 Kh8 (32...T6f7 33.Tg7) 33.Tg6, und Schwarz gab auf.






R. Paslack,»Die Schwalbe« 1996Matt in zwei Zügen





Lösung der Schachaufgabe von W. Seehofer:

Den Zugzwang ahnt man, doch der Schlüssel liegt nicht so nahe: 1.Kd7! e6 2.Lb6! lässt den schwarzen König erst raus: 2ÉKc3 3.Lc5 Kc4, um ihn dann zurück zu zwingen: 4.Kc6 Kc3 5.Kb5 Kb2 6.Ld4 matt. Sehr vergnüglich.


Die »Meisterpartie« schreibt der Internationale Fernschachmeister Christoph Pragua.

Artikel vom 27.01.2007