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Vom Dixieland bis zum Duke

»Chris Barber Big Band« begeisterte in der Mindener Stadthalle


Von Klaus Gosmann
Minden (WB). »Einige der Konzertbesucher haben mich zuletzt im Jahr 1958 gesehen, danke für den erneuten Besuch«, scherzte ein gut aufgelegter Chris Barber zu Beginn seines Konzertes in der Mindener Stadthalle. Dort trat der englische Traditional-Jazzer am Sonntagabend mit der »Big Chris Barber Band« auf.
Alter schützt vor Innovationen nicht, mag sich der Posaunist gedacht haben, als er gegen Ende 2001 seine Gruppe gleich um mehrere Mitglieder aufstockte. »Wir sind keine Bigband, das ist eine andere Art Tier«, radebrechte der 76-jährige Bandleader in bestem Chris-Howland-Deutsch, »die lesen Noten, die lassen wir raus.« Eine Äußerung, die sich nur mit dem britischen Hang zum Understatement erklären lässt, denn die zumeist vom Posaunisten Bob Hunt stammenden Arrangements zeugen von einem Hang zur Komplexität, der die elf Bandmitglieder weit mehr ins vorgegebene kompositorische Korsett einschnürt, als es viele der Dixieland-Standards (»Ice cream«) tun, die ebenfalls im Repertoire waren.
So wandelte die Formation überaus gekonnt auf Duke Ellingtons Spuren, aber auch dem minimalistischeren Ansatz von Miles Davis wurde sie in »All blues« mehr als nur gerecht. Nach der »Hopfenteepause« wurde es überhaupt bluesiger (»Cornbread, peas and black molasses«). Gitarrenstilist John Slaughter zählte neben dem Klarinettisten Mike Snelling und Tony Carter zu den besten Solisten des erstklassig besetzten Ensembles.
Traurige Nachricht: Während Trompeter Pat Halcox seit mehr als 52 Jahren (!) für Barber ins Horn stößt, geht Bassist Vic Pitt, der als Pulsgeber der Band »erst« 1977 dazustieß, nach der Tournee in Rente.

Artikel vom 16.01.2007