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Am Halbzeit-Ziel:
Frankfurt schafft
die Punktlandung

Vorfreude auf das »Hessen-Finale«

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Frankfurt (WB). Auch im zweiten Bundesliga-Jahr nach dem Wiederaufstieg achtet Eintracht Frankfurt vor allem darauf, nicht wieder in die zweite Liga zu müssen. Wenn sich die Mannschaft dabei vorgenommen hatte, ihre Bemühungen nach einer alten Faustregel auszurichten, dann erledigte sie dies mit mathematischer Genauigkeit.

40 Punkte reichen immer - so will es ein ungeschriebenes Liga-Gesetz. 20 Zähler haben die Hessen geholt - eine Punktlandung für das Halbzeit-Ziel. Allerdings ist der Abstand zur Krisenzone nicht so überwältigend groß, dass Trainer Friedhelm Funkel und seine Profis leichten Herzens in die Rückrunde starten könnten. Als Erstes kommt gleich mal der Tabellenzweite Schalke. Für Entwarnung ist es etwas früh, ein paar Partien sollten noch abgewartet werden.
Bisher legte die Eintracht eine solide Meisterschaft hin. Achtbar schlug sie sich als internationaler Botschafter des deutschen Fußballs. Als Pokalfinalist, der an Doublegewinner Bayern scheiterte, durfte der Klub am UEFA-Cup teilnehmen. Die Mannschaft hätte es in der anspruchsvollen Gruppe mit Palermo, Newcastle, Celta Vigo und Fenerbahce Istanbul fast sogar bis in die nächste Runde geschafft.
Im Hexenkessel von Istanbul fehlten nur acht Minuten zum Weiterkommen. Betrüblich, aber nicht bitter. »Ich bin trotzdem sehr stolz auf meine Jungs«, sagte Funkel. Der Trainer trug das Aus mit Fassung. Vielleicht wäre es sonst auch des Guten etwas zu viel gewesen. Die an allen Fronten gefragten Frankfurtern hätten weiter auf drei Hochzeiten tanzen müssen. Denn auch im DFB-Pokal sind sie als Viertelfinalist noch vertreten.
Da wartet jetzt auf eine ganze Region die Begegnung des Jahres. Es geht sozusagen um die Vorherrschaft in Hessen, der kleine Privat-Titelkampf am Main elektrisiert die Beteiligten bereits gute fünf Wochen vor dem Anpfiff. Kickers Offenbach gegen Eintracht Frankfurt - »das ist das Spiel, das alle wollten«, sagte Patrick Ochs, Verteidiger des höherklassigen Vereins. Auch Vorstandschef Heribert Bruchhagen dachte erst einmal nicht an das Gefahrenpotential des benachbarten Zweitligisten, sondern an die von Nationalelf-Manager Oliver Bierhoff mit glücklicher Hand aus dem Lostopf gezogene Traumpartie an sich: »Das wird ein Fest für die Fans.« Dieses lokale Duell ist dem Fernsehen sogar bundesweit eine Live-Übertragung wert.
Überwinden die Favoriten den fiesen Bieberer Berg, sind es nur noch zwei weitere Schritte, um über den Pokal-Triumph vielleicht bald wieder Europa zu erkunden. Doch werden die Hausaufgaben noch immer in der Bundesliga gemacht. Dort konnte die Eintracht Platz sieben nicht ganz behaupten, Rang zehn zur Halbzeit ist auch okay. Den half vor allem ein Mann sichern: Markus Pröll, 27 Jahre, Torwart.
Eine große Karriere geht anders, aber auf einmal trat er ins Rampenlicht. Pröll parierte drei Elfer und bot Glanzparaden am Stück. Der »Kicker« setzte ihn auf Platz eins der Torhüter-Rangliste und im Durchschnitt der Noten war auch von den Bundesliga-Feldspielern niemand besser.
Bedauert haben die Frankfurter, dass Torjäger Ioannis Amanatidis verletzt ausfiel und auch fest eingeplante Leistungsträger wie der Brasilianer Chris oder Junioren-Nationalspieler Jermaine Jones monatelang fehlten. In Bestbesetzung soll es in der Rückrunde noch ein wenig nach oben gehen.
Nächste Folge morgen: Trainer Röber greift mit Dortmund an.

Artikel vom 16.01.2007