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Phau macht Federer nervös

Australian Open: Benjamin Becker verpasst seine Chancen gegen Safin

Melbourne (dpa). Ein ungeliebtes Paar hat dem deutschen Tennis einen sieglosen Auftakt bei den Australian Open erspart. Die aus dem Fedcup-Team geworfenen Martina Müller und Julia Schruff sorgten in Melbourne für die einzigen Erfolge bei fünf Niederlagen.
Schruff gewann nach zwei abgewehrten Matchbällen 4:6, 7:6 (7:1), 6:4 gegen die Chinesin Jie Zheng, Müller hatte beim 6:0, 6:3 gegen die argentinische Qualifikantin Jorgelina Cravero kaum Probleme.
Dagegen verpassten die deutschen Herren ihre Chancen gegen nicht überzeugende Favoriten. Björn Phau schied gegen den Schweizer Titelverteidiger Roger Federer mit 5:7, 0:6, 4:6 ebenso aus wie der grippekranke Rainer Schüttler beim 4:6, 6:2, 3:6, 2:6 gegen Vorjahresfinalist Marcos Baghdatis aus Zypern. Benjamin Becker, als letzter Bezwinger von Andre Agassi bei den US Open bekannt geworden, unterlag Marat Safin 7:5, 6:7 (2:7), 6:3, 3:6, 4:6. Auch Simon Greul und Sandra Klösel verabschiedeten sich sofort.
Überschattet wurde der Turnierstart von ungewohnten Ausschreitungen. Am Rande des Spiels des Kroaten Mario Ancic gegen Go Sodea (Japan) waren kroatische und serbische Fans aneinander geraten. Wie die Veranstalter mitteilten, wurden 150 Personen der Anlage verwiesen.
Am dichtesten an einer Überraschung war Becker. Die mögliche 2:0-Satzführung vergab der Saarländer durch einen schwachen Tiebreak. Im ersten Fünf-Satz-Match seiner Karriere brachte der 25-Jährige den dreimaligen Melbourne-Finalisten zwar immer wieder mit tollen Bällen zur Weißglut, machte bei hohem Risiko aber auch viele Fehler. Erst nach Mitternacht setzte sich die größere Routine des Daviscup-Siegers durch, der mit einem Break zum 3:2 die Basis zum Sieg legte. »Ich bin enttäuscht«, sagte der Verlierer, »denn ich habe vorngelegen.«
Phau nahm Federer im ersten Satz gleich drei Mal den Aufschlag ab. »Das ist nicht normal für mich. Ich wurde ein bisschen nervös«, gestand der Schweizer, der den einzigen Vergleich gegen Phau 1999 verloren hatte. Phau servierte selbst aber so schwach, dass ein 5:3 nicht zur Satzführung reichte. »Er gewinnt immer, auch wenn er schlecht spielt«, sagte Phau, der seinen Ärger aber vergessen will: »Ich werde wohl zufrieden sein, dass ich mich einigermaßen aus der Affäre gezogen habe.«
Überzeugt hat Martina Müller, obwohl sie sich mit einer Erkältung plagt. »Ich habe gut angefangen, bei einem Grand Slam ist das ungewöhnlich für mich«, sagte die zweitbeste deutsche Spielerin. Sie trifft nun auf die Weltranglisten-Achte Jelena Dementjewa. Die Russin war im Vorjahr an gleicher Stelle an Müllers Freundin Julia Schruff gescheitert, die in Jie Zheng erneut eine höher eingestufte Spielerin schlug.
Nach den zwei abgewehrten Matchbällen im zweiten Satz gab die 24 Jahre alte Augsburgerin im dritten Satz eine 4:0-Führung ab, ehe ihr Zheng mit einem Doppelfehler den Sieg schenkte. Vor der nächsten Gegnerin Eva Birnerova aus Tschechien hat Schruff nach zwei klaren Niederlagen großen Respekt: »Wenn man eine gesetzte Spielerin geschlagen hat, ist das zweite Match das schwerste.«
Wenig unerwartet kam das 4:6, 4:6 von Sandra Klösel gegen die an Nummer 14 gesetzte Italienerin Francesca Schiavone. Schmerzlicher war das 3:6, 4:6, 3:6 von Simon Greul gegen Yen-Hsun Lu aus Taiwan, den er im ersten Vergleich noch besiegt hatte.
Die Überraschung des Tages war das Aus des an Nummer vier gesetzten Kroaten Ivan Ljubicic, der 6:4, 6:7 (2:7), 4:6, 4:6 gegen Mardy Fish aus den USA verlor.

Artikel vom 16.01.2007