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»Dima« muss bei
WM zuschauen

Kouzelev war nur Sparringspartner

Von Lars Krückemeyer
nd Volker Krusche
Minden (WB). Wehmütig denkt Dimitri Kouzelev schon an die Handball-WM, denn der russische Kreisläufer, der seit 1998 bei GWD Minden spielt, wird nicht nominiert.

»Schade, es wird in Deutschland eine WM der Superlative werden. Ein unglaubliches Erlebnis für alle Spieler. Aber dass ich nicht mehr dabei bin, ist lange mit Trainer Vladimir Maximov abgesprochen. Man darf nicht zu lange aufs gleiche Pferd setzen«, sagt der Olympia-Sieger des Jahres 2000.
Vielmehr setzt Maximov, der nach der enttäuschenden WM 2005 in Tunesien (Platz acht) auf die Bank zurückkehrte, auf die ebenfalls von ihm trainierte Vereinsmannschaft Medvedi Chechov. Nur mit zwei Legionären, Weltklassemann Eduard Kakcharov sowie dem Magdeburger Spielmacher Oleg Kuleschow, hat Maximov den Kader des russischen Meisters für die WM ergänzt. »Einige ältere Spieler wie ich sind sozusagen als Sparringspartner in der ersten Vorbereitungsphase Anfang Januar eingeladen worden«, erzählt Dimitri Kouzelev, der seinem Heimatland, zuletzt 1997 in Japan Weltmeister, durchaus das Viertelfinale zutraut. Dazu muss allerdings in Stuttgart die Vorrundengruppe F mit Mitfavorit Kroatien (Weltmeister 2003), Korea (mit dem sechsfachen Bundesliga-Torschützenkönig Kyung-Shin Yoon) und Marokko mindestens als Zweiter überstanden werden. »Korea und Marokko schlagen wir«, ist sich der Mindener Leistungsträger sicher, »wir haben in der Abwehr große und bewegliche Spieler, auch unseren Torhütern traue ich viel zu«.
Während die Nationalspieler in der deutschen Liga noch bis zum 30. Dezember um Punkte kämpfen mussten und nur drei Tage Urlaub bis zur WM-Vorbereitung bekamen, hatte Maximov seine russischen Akteure schon längst zusammen. »Sicher sind die ausgeruhter, weil Chechov einen großen Kader besitzt und in der russischen Liga viel wechseln kann. Allerdings ist die Gefahr bei einer WM dann groß, das ganze Potential nicht abrufen zu können. In der Bundesliga jedenfalls hätte es Chechov schwer, oben mitzuspielen«, glaubt Kouzelev, der 1998 vom nicht mehr existierenden Armeesportverein ZSKA Moskau nach OWL wechselte und seitdem bei GWD Minden stets einer der zuverlässigsten Spieler ist.
Als Weltmeister sieht »Dima« erneut Titelverteidiger Spanien vor Deutschland, Kroatien und Frankreich vorne. »Allerdings ist das in der Spitze eine ganz enge Geschichte. Da hängt viel von Verletzungspech, guten und schlechten Tagen oder sogar von einem einzigen Fehlpass ab. Für Russland stehen die Chancen für das Viertelfinale 50:50. Wir würden in eine sehr schwere Hauptrunden-Gruppe kommen.«
Auch wenn der 37-Jährige seine beste Zeit im Nationaltrikot hinter sich hat, so er will sich aus der Bundesliga noch lange nicht verabschieden. »Ich fühle mich noch fit für weitere fünf Jahre. Und wenn mir nach einem Spiel nichts weh tut, dann stimmt etwas nicht«, beschreibt er seine Einstellung. Gespräche über eine Verlängerung des auslaufenden Vertrags sind mit Kouzelev, dessen Familie inzwischen wieder in Moskau lebt, aber noch nicht geführt worden.

Artikel vom 19.01.2007