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»Originell, nicht
originalgetreu«

»100 Nr. 1 Hits« und Berühmtsein

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Die Premiere am 19. Januar ist bereits ausverkauft, RTL dreht - Patrick Schimanski scheint mit seinem musikalischen Stück »100 Nr. 1 Hits« einen Nerv der Zeit zu treffen: nämlich den Wunsch, wenigstens einmal im Leben berühmt zu sein. Und sei es nur für 15 Minuten. Und sei es in einer Casting-Show.

Schimanski betont, sein musikalischer Abend - eine Uraufführung - spiele mit den Klischees von Castingshows wie »Deutschland sucht den Superstar«: »Aber es ist keine realistische Abbildung.« Er gehe mit »100 Nr. 1 Hits« auch der Frage nach, wie weit der Einzelne bereit ist, für seine 15 Minuten Prominenz zu gehen. Und ein Stück sei es auch Selbstreflexion: »Theater, das bedeutet schließlich auch Vorsprechen, Vorsingen - und meist weiß man gar nicht, was genau gesucht wird.« Wichtig war es Schimanski, dass tatsächlich 100 Hits gespielt, gesungen, zitiert werden: von »La vie en rose« bis »Die perfekte Welle«.
Aber: »100 Nr. 1 Hits« ist keine Revue, keine Operette. Die Lieder würden, so Dramaturgin Claudia Lohmann, »nicht originalgetreu, sondern originell« vorgetragen, aus den Figuren heraus gesungen werden und deren Charakter transportieren.
Das ist die Geschichte: Bobby, Sandy und Steven haben in so mancher Casting-Show vergeblich versucht, den Durchbruch zu schaffen. Auch Maik hat es trotz seiner schönen Stimme noch nie in die zweite Runde geschafft. Als Maik diesmal von der Jury nach Hause geschickt wird, ist plötzlich Andy zur Stelle. Der bizarre Typ mit Silberperücke, Wiedergänger des legendären Andy Warhol, rät Maik, die Branche mit den eigenen Waffen zu schlagen. Also gründet Maik mit Unterstützung eines russischen Kreditgebers seine eigene Plattenfirma und sucht selbst den Superstar. Beim Vorsingen im Studio trifft Maik weitere verhinderte Talente. . .Wie das Ende aussieht, das verrät Patrick Schimanski nicht: »Aber es gibt eines.«
Er versichert, er habe nicht sehr viele Casting-Shows im Fernsehen angeschaut: »Eine gesehen zu haben, das genügt eigentlich.«
Bei der Musikauswahl sei ihm die Qualität der Hits wichtig gewesen: »Sie mussten im Kern stimmig sein - Lieder, die bestehen können.«
Für die Schauspieler sei »100 Nr. 1 Hits« eine große Herausforderung, aber: »Das Stück soll Akteuren und Zuschauern Spaß machen.« Es spielen Thomas Wehling, John Wesley Zielmann, Stefan Hufschmidt, Lutz Ebmeier, Stefan Imholz, Nicole Paul, Monika Wegener, Oliver Baierl und Antonio Palesano.
Nach der Premiere sind im TAM weitere Aufführungen am 20., 23., 24., 25., 26., 31. Januar und dann im Februar.

Artikel vom 16.01.2007