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Coole Jungs
gehen
neue Wege

Projektarbeit ausgezeichnet

Von Lars Rohrandt
Bielefeld (WB). »Hast du'n Problem?« Beim ersten Blick wirkt der Junge auf dem Plakat aggressiv. Doch stopp! Er will helfen. Und das traut man ihm nicht zu. Das Bielefelder Projekt »Neue Wege für Jungs« möchte mit derart doppeldeutigen Plakaten zum Nachdenken über die Rolle junger Männer anregen - und auf sich aufmerksam machen.

»Neue Wege für Jungs« ist ein bundesweit arbeitendes Service-Büro. Vor Ort werden Initiativen angeregt und unterstützt, die Schülern beim Übergang von der Schule in den Beruf helfen. »Diese Angebote zielen auf die Erweiterung des Berufswahlspektrums, auf die Flexibilisierung männlicher Rollenbilder und die Stärkung der Sozialkompetenzen«, erklärt Projektleiterin Doro-Thea Chwalek.
Zum Hintergrund: Bei der Schulbildung sind die Jungen bereits deutlich hinter die Mädchen zurückgefallen. Während 55 Prozent der Mädchen das Abitur anstreben, trifft dies nur auf 47 Prozent der Jungen zu. Strukturveränderungen betreffen besonders einige bisher traditionell männliche Berufsfelder in der Industrie und im Bau. Männlich und ein schwacher Schulabschluss - dann sinken die Berufschancen gewaltig.
Junge Frauen können zudem nach der neuesten Shell-Jugendstudie einen interessanten Beruf mit einem glücklichen Familienleben in Einklang bringen. Vielen jungen Männern fehle dagegen die Flexibilität, einen Beruf mit Partnerschaft und Kindererziehung zu vereinbaren. »Sie klammern sich noch zu sehr an ihre traditionelle Männerolle«, meint Chwalek. Es muss ja nicht immer Kfz-Mechaniker, Ingenieur, Polizist oder Computer-Fachmann sein. »Grundschullehrer, Tätigkeiten im Pflege- und Dienstleistungsbereich oder Erzieher können berufliche Alternativen sein.« Vielmehr als Mädchen müssten den jungen Männern aber so genannte Soft-Skills wie Konflikt- und Teamfähigkeit mit auf den Weg gegeben werden.
Um möglichst viele Mitstreiter, Multiplikatoren, in dieser Sache zu gewinnen, startete das Service-Büro 2006 zum zweiten Mal den Wettbewerb »Fort-Schritte wagen!«. Zielgruppen sind Lehrer, Berufsberater oder Sozialarbeiter. 25 vorbildhafte Ideen oder innovative Projekte für Jungs werden ausgezeichnet und erhalten jeweils 1500 Euro. Beim ersten Wettbewerb gab es 170 Bewerbungen. Unter den 25 Siegern war aus der Region Ostwestfalen-Lippe die Freiherr-vom-Stein-Realschule Gütersloh, die eine Berufswahl-AG für Jungen anbietet. Um am Wettbewerb »Fort-Schritte wagen!« teilzunehmen, können noch bis zum 29. Januar Konzepte eingereicht werden. Auf der Internetseite findet sich eine Gute-Beispiele-Datenbank.
Die Preise werden am 17. April in Berlin übergeben. »An diesem Tag nehmen und geben wir«, sagt Chwalek. Denn dann erhält das Projekt selbst einen Preis: Aus mehr als 1500 Bewerbungen ist »Neue Wege für Jungs« ausgewählt worden, um als ein »Ort im Land der Ideen« ausgezeichnet zu werden. In dieser Standortinitiative der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft werden 365 zukunftsorientierte »Orte« mit einer eigenen Veranstaltung einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
Das Pilotprojekt »Neue Wege für Jungs«, das deutschlandweit mehr als 60 Initiativen vernetzt hat, wird gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und den Europäischen Sozialfonds. Diese Förderung läuft zunächst bis Ende dieses Jahres. Doro-Thea Chwalek ist aber guter Dinge, dass es auch darüber hinaus weitergehen wird.
»Neue Wege für Jungs« ist ein Projekt des Kompetenzzentrums »Technik -ÊDiversity -ÊChancengleichheit e. V.«, das den bundesweit bekannten »Girls' Day -ÊMädchen-Zukunftstag« (dieses Jahr am 26. April) entwickelt hat und koordiniert. Das Kompetenzzentrum wiederum ist ein An-Institut der Bielefelder Fachhochschule, Fachbereich Maschinenbau.
neue-wege-fuer-jungs.de

Artikel vom 27.01.2007