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Stimmung ist
besser als Lage

Bauern für Fusionen bei Molkereien

Von Bernhard Hertlein
Münster/Herford (WB). Die Landwirte in Westfalen-Lippe setzen auf einen beschleunigten Konzentrationsprozess bei den Molkereien. Bauernpräsident Franz-Josef Möllers erwartet, dass in zwei bis drei Jahren neben 20 Nischenanbietern in Deutschland nur noch etwa fünf Großmolkereien den Markt bestimmen.

Derzeit konkurrieren noch etwa 100 milchverarbeitende Betriebe. Eine Vorreiterrolle bei dem Prozess soll, so hofft Möllers, Humana Milchunion (Everswinkel/Herford) übernehmen. Die Westfalen verhandeln sowohl mit Hansa-Milch (Hansano, angestrebt für 2007) als auch mit Milch-Union Hocheifel (MUH, 2008) über eine Fusion. Der Bauernpräsident begründete den Zwang zu Zusammenschlüssen mit Größe und Marktmacht des Einzelhandels. Die Bauern seien erpressbar. Der Milchpreis, den sie akzeptieren mussten, sei trotz einer kleinen Steigerung auch 2006 wieder nicht kostendeckend gewesen.
Trotz Quotenregelung wird Möllers zufolge derzeit 20 Prozent mehr Milch produziert als vermarktet werden kann. Die Milchquote solle wie geplant 2015 abgeschafft werden. »Wir wollen keine Nachfolgemodelle, sondern freien Markt« sagte der Bauernpräsident in Richtung Brüssel.
Insgesamt war die Stimmung zum Jahresende auch bei den Landwirten auf Rekordhöhe. Nach Durchschreiten des Tiefpunkts bei 18,8 Minuspunkten im März 2004 liege das Barometer jetzt bei einem Rekordhoch von plus 14,4.
»Die Stimmung ist allerdings besser als die wirtschaftliche Realität«, sagte Möllers. Die Unternehmensergebnisse seien im Wirtschaftsjahr 2005/06 (30.06.) sowohl in Westfalen-Lippe als auch auf Bundesebene fast durchweg zurückgegangen. Im Durchschnitt betrug das Minus acht Prozent auf 30 034 Euro Jahreseinkommen. Die Entspannung bei den Milchbauern rühre nicht so sehr von einem höheren Milchpreis als von den höheren Einnahmen für Kälber, Schlacht- und Zuchttiere. Im Kalenderjahr 2006 sei die Situation insgesamt »besser, aber nicht befriedigend«. Die Schweinepreise hätten sich von ihrem relativen Hoch schon wieder weit entfernt
Viele Landwirte haben sich im Energiebereich (Biodiesel, Biogasanlagen) ein zweites Standbein geschaffen. Möllers begrüßte dies bei der Jahrespressekonferenz in Münster. Der neue Wettbewerb um Futtermittel führe jedoch auch dazu, dass die Rinder- und Schweinehalter höhere Ausgaben zu bewältigen haben. Möllers forderte deshalb eine Begrenzung der staatlichen Zuschüsse für Biodiesel und Biogasanlagen auf die Startphase.
Für 2007 erwartet der Bauernverband, dass die gute Stimmung zu Investitionen im Stallbau führen wird. Außerdem sei die Errichtung von 50 weiteren Biogasanlagen in NRW geplant.

Artikel vom 13.01.2007