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Hilfe bei Stuhlinkontinenz

Revolutionäre OP-Methode an Bielefelder Klinik

Von Hendrik Uffmann
Bielefeld (WB). Am Bielefelder Klinikum Rosenhöhe ist am Donnerstag erstmals eine revolutionäre Operationsmethode angewandt worden. Wie bereits kurz berichtet, kann ein Schrittmacher vielen Patienten mit Stuhlinkontinenz zu helfen.
Prof. Dr. Dr. Mathias Löhnert. Foto: Uffmann
Prof. Dr. Dr. Mathias Löhnert, Chefarzt der Chirurgischen Klinik des Krankenhauses, operierte zwei Patienten nach der neuen Methode. Zunächst für eine 14-tägige Probephase erhielten sie einen Schrittmacher ähnlich einem Herzschrittmacher, der elektrische Impulse an den Schließmuskel aussendet. Angebracht wird er in der Nähe des Rückenmarks. »Durch einen dauerhaften leichten Strom wird der Muskel darauf vorbereitet, sich zusammenzuziehen, wenn auch nur ein leichter Reiz kommt«, erläutert Löhnert. Um zu prüfen, ob das Verfahren Erfolg hat, testen es die Betroffenen zwei Wochen, bevor der Schrittmacher dauerhaft implantiert wird. Dann arbeitet das Gerät fünf bis sieben Jahre selbständig. 50 bis 60 Prozent der Patienten könnte so geholfen werden.
Das Klinikum Rosenhöhe ist bundesweit eines der wenigen Krankenhäuser, in denen dieses Verfahren eingesetzt wird. Damit baut es seine führende Rolle bei der Behandlung der Stuhlinkontinenz aus. Ausgelöst wird diese meist durch eine Schwäche des Schließmuskels. Betroffen sind zu 90 Prozent Frauen, allein 700 Patienten gibt es jährlich an der Rosenhöhe. 30 Prozent der über 60-Jährigen leiden unter einer leichten Stuhlinkontinenz, zehn Prozent unter schweren Störungen. Allerdings gibt es eine sehr hohe Dunkelziffer, da Inkontinenz immer noch ein Tabu-Thema ist. »Ursache ist bei Frauen meist eine Verletzung des Schließmuskels während der Schwangerschaft oder Geburt. Entdeckt wird diese oft erst Jahrzehnten später, wenn der Muskel schwächer wird und die Verletzung nicht mehr ausgleichen kann«, erklärt Löhnert. Für die Betroffenen hat dies gravierende Folgen. »Viele trauen sich nicht mehr aus der Wohnung und leben sozial völlig isoliert.«

Artikel vom 13.01.2007