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Ladendetektiv
klagt kriminelle
Kollegen an

Verband kritisiert Preisdumping

Von Christian Althoff
Herford (WB). Einige nehmen Schmiergeld, stehlen und betrügen: In der Branche der Ladendetektive tummeln sich auch Kriminelle. Das ist am Freitag am Rande eines Arbeitsgerichtsprozesses in Herford noch einmal deutlich geworden.

Ladendetektiv Karsten F. (38) hat sich auf die Aufklärung von Mitarbeiterdiebstählen mit Hilfe versteckter Kameras spezialisiert. 2005 trat er eine Stelle bei einer Herforder Detektei an - und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus: »Ich montierte gerade eine Kamera in einem Supermarkt, als ich sah, wie sich ein Mann ein Mundspray einsteckte. Es war ein Kollege, aber unser Chef unternahm nichts.« In einem anderen Markt habe ein Detektiv einen Kameraakku für 39 Euro gestohlen. Weitere Schilderungen des 38-Jährigen:l »In einem Bielefelder Markt sollte ich einen diebischen Mitarbeiter aus der Elektroabteilung mit einer versteckten Kamera überführen, was aber nicht gelang. Es stellte sich heraus, dass sich einer unserer Detektive regelmäßig mit dem Verdächtigen zum Haschischrauchen in dem Raum traf, in dem unsere Videomonitore standen. Der Verdächtige wusste also um die Kamera.«l »Einmal ließ sich ein Kollege von einem Ladendieb mit 100 Euro schmieren und ließ ihn laufen.«l »In einem Verbrauchermarkt mussten wir jeden Tag per Unterschrift bestätigen, dass die Videoanlage Bilder sensibler Bereiche, wie der Kassen oder des Tresorraums, aufzeichnet. Der Marktleiter ahnte nicht, dass die Anlage überhaupt nicht funktionierte.«l »Beute, die wir bei Ladendieben sichergestellt hatten, verschwand aus unserem Büro.«
Karsten F.: »Ich wollte nicht länger Mitwisser sein und habe gekündigt.« Doch die Detektei behielt 1500 Euro Lohn ein. Ein Bielefelder Markt hatte nämlich den Vertrag mit der Detektei storniert, und diese behauptete nun, Karsten F. sei dafür verantwortlich. »Er hat mein Unternehmen im Gespräch mit dem Marktleiter in Misskredit gebracht!«, erklärte der Detekteiinhaber vor dem Arbeitsgericht, vor dem Karsten F. seinen Lohn einklagte. Da diese Behauptung nicht zu beweisen war, einigten sich die Parteien auf einen Vergleich: Karsten F. bekommt noch 1000 Euro.
Hans Sturhahn, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Detektive: »Viele Kunden interessiert nur der Preis. Da ist es kein Wunder, dass sich auch unqualifizierte Kräfte in der Branche tummeln.« Das bestätigt auch Uwe Dreyer, Geschäftsführer des Bielefelder Sicherheitsunternehmens Prodiac: »Das Preisdumping ist so enorm, dass wir uns schon vor Jahren aus dem Massengeschäft verabschiedet haben. Wir beschäftigen nur noch wenige, aber gut qualifizierte und deshalb teurere Ladendetektive.« Mit Erfolg, wie Jörg Beyer, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Ostwestfalen-Lippe sagt: »Im Auftrag der Bielefelder Kaufleute sind diese Detektive in der gesamten City unterwegs. Allein im Jahr 2005 haben sie Ladendiebe mit einer Gesamtbeute im Wert von 128 943 Euro gefasst.«

Artikel vom 13.01.2007