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»Das Wetter tickt nicht richtig«

Herbststürme im Januar - Orkantief reißt sieben Menschen in den Tod

Hamburg (dpa). Entwurzelte Bäume, umgestürzte Lastwagen und stürmische See: Orkantief »Franz« hat in der Nacht zum Freitag über Europa gewütet und mindestens sieben Menschen in den Tod gerissen.
In Deutschland tobte der Sturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 Kilometern pro Stunde vor allem an der Küste. Das Unwetter verursachte aber vergleichsweise geringe Schäden. Im Hamburger Hafen wurde der Fischmarkt überschwemmt. Die Halligen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste meldeten »Land unter«. Der Fährverkehr an der Ost- und Nordsee wurde teilweise eingestellt.
Auf der Fehmarnsundbrücke in Schleswig-Holstein kippte ein Lkw um, ein weiterer kam auf der Autobahn 1 zwischen Hamburg und Lübeck ins Schlingern und stürzte um.
Die Thüringer-Wald-Autobahn war von Donnerstagnachmittag bis Freitagmorgen neun Stunden lang gesperrt. Orkanböen hatten auf der 60 Meter hohen Reichenbachtalbrücke innerhalb kurzer Zeit einen unbeladenen Laster mit Anhänger sowie drei Kleintransporter umgerissen. Wegen der starken Böen konnten die Fahrzeuge erst am frühen Morgen geborgen werden.
In Nordrhein-Westfalen wurden drei Menschen verletzt. Ein Mann stürzte aus vier Meter Höhe von der Leiter, als er nach einer undichten Stelle im Dach suchte. Orkanböen fegten einen 49-Jährigen von seinem Motorroller und rissen in Bielefeld eine Frau vom Fahrrad. »Das Wetter tickt nicht mehr richtig«, kommentierte Dorothea Paetzold, Meteorologin beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach am Freitag die »Herbststürme im Januar«.
Vor der Küste Irlands ertranken mindestens fünf Fischer bei stürmischer See. »Es hat nur Sekunden gedauert, bis die aufgewühlte See die »Pere Charles« verschlungen hat«, sagte ein Einsatzleiter der irischen Küstenwache. Acht Stunden später verlor die Besatzung der »Honey Dew II« ihren Kampf gegen die Atlantikwellen. Männer eines Rettungsschiffes zogen zwei der vier Männer der »Honey Dew« aus der tobenden See. Die anderen beiden wurden vermisst.
Zwei vor Großbritannien in Seenot geratene Schiffe mit insgesamt 103 Menschen an Bord wurden von Rettungsschiffen ins Schlepptau genommen und in sichere Häfen gebracht.
In Österreich war der Touristenort Sölden am Freitag bis in die Abendstunden mit dem Auto nicht mehr erreichbar, da die Zufahrtsstraße wegen der Gefahr eines massiven Felssturzes gesperrt wurde.
Am Feuerkogel im Salzkammergut wurde eine Windgeschwindigkeit von 161 gemessen.

Artikel vom 13.01.2007