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Bei Frankreich ist die
Mannschaft der Star

Auch Spanien und Kroatien sind Favoriten

Von Volker Krusche
Bielefeld (WB). Sie drücken dem Welthandball seit Jahren ihre Stempel auf. Und die Fachwelt ist sich einig, dass die »üblichen Verdächtigen« auch in Deutschland wieder die großen Titelfavoriten sind: Frankreich, Kroatien und Spanien.

»Die Mannschaft ist der Star« heißt es bei den Franzosen. Beim amtierenden Weltmeister aus Spanien ist in erster Linie der Trainer der Star. Juan Carlos Pastors hat die Iberer von einer Truppe erstklassiger Individualisten zu einer verschworenen Einheit geformt. Und seine Spieler stehen voll und ganz hinter ihm. »Wenn er sagt, dass wir gegen eine Wand rennen sollen, dann rennen wir gegen die Wand«, wird Weltklasse-Torhüter David Barrufet auf die Frage nach der Akzeptanz des Trainers zitiert. Pastors, der ursprünglich nur Übergangscoach sein sollte, gilt als Baumeister des neuen Spaniens, das in vergangenen Jahren bei Großereignissen stets kurz vor dem Ziel scheiterte. »Juan hat uns ein klares Konzept gegeben. Wir waren schon früher Diamanten, aber keine polierten«, spricht der ehemalige Kieler Demetrio Lozano in höchsten Tönen von Pastors. Die Spieler haben Vertrauen in sein System und sehen in ihm auch den Vater des Höhenflugs. Juan Carlos Pastors selbst wertete den WM-Triumph 2005 »als wichtigstes Zeichen für den gesamten spanischen Sport«.

Vor zwölf Monaten stand Frankreich bei der Europameisterschaft ganz oben auf dem Treppchen, nachdem Weltmeister Spanien beim 31:23 förmlich deklassiert worden war. Endlich war das Team auch hier auf dem Gipfel angelangt. Jahrzehnte lang war der französische Handball nur zweitklassig, ehe »les Bleus« bei Olympia in Barcelona mit dem Gewinn der Bronzemedaille aufhorchen ließen und fortan zu einer der größten Handballmächte wuchsen. Sieben Weltmeisterschafts-Teilnahmen standen seit diesem ersten Erfolg auf dem Programm - sechsmal erreichten die Franzosen das Halbfinale, wurden 1995 und 2001 Weltmeister. Die Mischung machte es, denn neben Urgesteinen wie Jackson Richardson baute man parallel auf vielversprechende Talente, die inzwischen zu absoluten Weltstars gereift sind. Nikola Karabatic, Thierry Omeyer, Bertrand Gille, Daniel Narcisse - die Liste der aktuellen Topspieler ließe sich beliebig verlängern. Frankreich kann wie keine andere Mannschaft sogar den einen oder anderen Ausfall kompensieren, ohne an Stärke zu verlieren.

Kroatien ist der Alptraum der deutschen Mannschaften, schnappte ihr bei der WM 2003 in Portugal wie bei Olympia 2004 in Athen im Endspiel die Goldmedaille weg. Und erneut droht Ungemach, denn der Kern des kroatischen Erfolgsteams ist noch immer zusammen. Wie bei keinem anderen Topfavoriten hängen Erfolg oder Niederlage jedoch von der Entfaltung eines Mannes ab: Ivano Balic. Er könnte der Star dieser Weltmeisterschaft werden. Trainer Lino Cervar: »Ein Genie wie Balic drückt sich immer wieder mit unglaublichen Aktionen aus!«
Neben der deutschen Mannschaft werden auch den Nationalteams aus Russland, Island und Dänemark gute Außenseiterchancen attestiert.

Artikel vom 18.01.2007