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Noch will keiner der Nachfolger sein

Beckstein, Huber und Seehofer gelten als aussichtsreichste Kandidaten

München (dpa). Wenn es um die mögliche Nachfolge von Edmund Stoiber geht, fallen immer wieder drei Namen: Günther Beckstein, Erwin Huber und Horst Seehofer. Noch allerdings sind von Kandidaten nur Treuschwüre zu hören. Keiner will der Nachfolger sein - zumindest nicht offiziell.

GÜNTHER BECKSTEIN ist in Bayern der beliebteste CSU-Politiker. Der 63-Jährige liegt in der Wählergunst seit längerem vor Stoiber. Dabei gilt der Innenminister mit seinem strikten Kurs in der Sicherheits- und Ausländerpolitik als echter Hardliner. Durch seine Geradlinigkeit verschaffte sich der »schwarze Sheriff« jedoch über die Parteigrenzen hinweg persönlichen Respekt. Bislang profilierte sich Beckstein jedoch vor allem als Fachpolitiker. Im Amt des Ministerpräsidenten müsste er eine sehr viel breitere Themenpalette vertreten Der in einfachen Verhältnissen in Nürnberg aufgewachsene Franke gilt als nachdenklich, charmant und hintersinnig. Wichtigste Instanz ist für ihn seine Frau - eine einst linksorientierte Kirchenvertreterin, mit der er seit 32 Jahren verheiratet ist und drei Kinder hat.

ERWIN HUBER galt lange als Stoibers treuester Vasall. Obwohl sein Herz der Finanzpolitik gehört, rackerte er sich als Chef der Staatskanzlei jahrelang auf dem undankbaren zweiten Posten hinter Stoiber ab. Einst Liebling der CSU, wurde Huber als Cheforganisator der ungeliebten Verwaltungsreform zum Blitzableiter für den Zorn von Landtagsabgeordneten und Kommunalpolitikern. Sonst blieb der 60 Jahre alte Niederbayer oft im Hintergrund: Als Stoibers Verbindungsmann nach Berlin war er lange einer der wichtigsten Strippenzieher im komplizierten unionsinternen Machtgefüge. »Ich bin die authentische Auslegung des Ministerpräsidenten«, scherzte Huber einmal. Sein Ruf in der Öffentlichkeit ist immer noch durch »Wadlbeißerei« geprägt, doch im persönlichen Umgang zeichnet sich der Familienvater durch Charme und Selbstironie aus.

HORST SEEHOFER wird immer wieder als potenzieller CSU-Chef genannt. Der bisherige Parteivize und Bundeslandwirtschaftsminister ist an der Basis äußerst beliebt. Sein Problem: Die Landtagsfraktion mag ihn wenig. Denn der Bundespolitiker Seehofer lässt immer wieder mal durchblicken, dass die Münchner Provinzler nicht auf seinem Berliner Niveau spielen. Außerdem ist er als »Herz-Jesu-Sozialist« dem wirtschaftsliberalen Flügel um Wirtschaftsminister Erwin Huber suspekt. Der 57-Jährige hatte sich als Gesundheitsminister der Regierung Kohl von 1992 bis 1998 parteiübergreifend Respekt erworben. 2001 erkrankte der verheiratete Oberbayer aus Ingolstadt an einer lebensgefährlichen Herzmuskelentzündung und zog sich vorübergehend aus der Politik zurück.

Artikel vom 15.01.2007