15.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Jeder zweite Tote wird verbrannt

Deutschlands Bestatter rechnen mit weiter steigenden Zahlen


Aachen (dpa). In Deutschland sterben etwa 800 000 Menschen im Jahr. Etwa 45 Prozent der Toten, also annähernd jeder zweite, würden inzwischen verbrannt, sagte der Geschäftsführer des Bundes deutscher Friedhofsgärtner, Jörg Freimuth, gestern zum Auftakt der Verbandstagung in Aachen. In den Krematorien gebe es aber deutlich mehr Kapazitäten. Durch Werbung und niedrige Preise werde die Zahl der Feuerbestattungen weiter steigen. Bei vielen Menschen spiele die Kostenseite bei der Entscheidung eine große Rolle. »Viele Menschen haben das Geld nicht mehr zur Verfügung«, stellte der Geschäftsführer des Verbandes fest, dem 7000 Unternehmen angehören.
Auch anonyme Beerdigungen spielten zunehmend eine Rolle. Dabei werde die Urne an einem nicht mehr zuzuordnenden Platz auf einer Wiese oder Grünfläche vergraben. Häufig stellten Angehörige oder Freunde danach auf den Flächen Blumen und Kerzen ab. »Das ist Ausdruck, dass die Menschen sich keine Gedanken gemacht haben, dass sie eine mit den menschlichen Überresten verbundene Stelle zum Gedenken haben wollen«, sagte Freimuth.
Der Friedhof habe bisher einen hohen Wert für den gesellschaftlichen Zusammenhalt eines Stadtteils gehabt. Er sei häufig Treffpunkt. »Die Leute gehen nicht nur zum eigenen Grab, sondern machen einen Schlenker zum Grab des Nachbarn, nehmen ein paar Blätter weg, stellen eine Kerze auf«, sagte Freimuth.

Artikel vom 15.01.2007