15.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Sprung ins kalte Wasser«

Wenke Nagel die neue »Chefin« der Bielefelder Leichtathleten

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Er verzichtete auf ein »Heimspiel« in Recklinghausen, wollte lieber der großen Dame der Bielefelder Leichtathletik seine Referenz erweisen und sie gebührend verabschiedet wissen: Beim Leichtathletik-Kreistag im »Fichtenhof« hielt der westfälische Verbandsvorsitzende Hans-G. Schulz die Laudatio auf die ausscheidende Gerda Winkler. Mit Wenke Nagel (LG/PSV) wählten die 48 stimmberechtigten Delegierten aus 17 Vereinen erneut eine Frau an ihre Spitze (wir berichteten am Samstag).

Nicht nur Gerda Winkler, auch Kreiskampfrichterwart Hermann Halff, Sportwart Bernd-Gerhard Arndt sowie Schüler- und Jugendwart Gregor Winkler stellten sich nicht mehr zur Wiederwahl, was Schulz als »echte Zäsur für den Kreis Bielefeld« empfand. »Bleibt uns treu,« rief er den scheidenden Mandatsträgern zu. »Ihr habt ein riesiges Erfahrungspotenzial und werdet immer noch gebraucht.«
Mit der Silbernen Ehrennadel des DLV wurden für ihren tatkräftigen Einsatz Siegmund Papiernik (SV Brackwede) und Annika Wilke (BTG) ausgezeichnet. Gerda Winkler würdigte Papierniks Engagement als »über das normale Maß hinaus gehend« und schmunzelte: »Keiner sorgt für so vorbildlich planierte Weitsprunganlagen. Selbst als er die 70 weit überschritten hatte, ließ er sich die Harke von Jüngeren nicht aus der Hand nehmen.«
Nachdem die frühere Sprinterin Annika Wilke ihre aktive Laufbahn verletzungsbedingt früh beenden musste, sagte sie der Leichtathletik nicht ade. Im Jahr 2000 ließ sich sich zur Kampfrichterin ausbilden, besuchte Fortbildungslehrgänge. Auf sie sei immer Verlass, auch wenn ihr Wohnsitz zwischenzeitlich in Osnabrück sei. »Beispielhaft und vorbildlich,« lobte Winkler. Zwei weitere Ehrungen sollen bei den westfälischen A-Jugendmeisterschaften nachgeholt werden.
Dank guter Vorarbeit wurde der Tagesordnungspunkt Neuwahlen rasch und einstimmig abgehakt. Neue KLA-Vorsitzende ist die 37-jährige Wenke Nagel (LG/PSV). Die zweifache Mutter wirkt seit fünf Jahren als Trainerin bei der LG und leitet dort eine Gruppe mit vier- bis siebenjährigen Kindern. »Ich bin ins kalte Wasser gesprungen. Das Amt ist mit Beruf und Familie vereinbar.« Eines ihrer großen Ziele sei es, für eine bislang nicht gekannte Verzahnung zwischen Schule und Leichtathletik zu kämpfen.
Die Verwaltungsangestellte wird dabei unterstützt von Senioren- und Breitensportwart Hans-Eugen Schang (61, ASG Teutoburger Wald), der bis zu einer Verletzung auf allen Laufstrecken bis 100 Kilometer zu Hause war. Sportwart Stefan Günther (37, BTG) ist ein »alter Hase«; er hatte dieses Amt schon zwischen 1995 und 2003 inne. Seit 1980 betreibt die neue Kampfrichterwartin Ingeborg Hupel (33, VfB Fichte) Leichtathletik, ist auch noch Kampfrichterin und Trainerin. Verhindert war Jugendwart Thorsten Hüttker (VfB Fichte).
In dankbarer Anerkennung für die geleistete Arbeit überreichte Hans-G. Schulz Gerd Winkler einen schmucken Kristallblock. Ohne Gegenstimme wurde die langjährige »Chefin« zur Ehrenvorsitzenden des Leichtathletikkreises erkoren. In seiner Eloge würdigte Schulz die »allseits hoch geschätzte, gewissenhafte und qualifizierte« Gerda Winkler als »Persönlichkeit, die die Leichtathletik über Bielefelds Grenzen hinaus mehr als 30 Jahre lang geprägt hat.«
Er skizzierte ihren Funktionärs-Werdegang ab 1976 (Kampfrichterwartin), erinnerte daran, dass sie Unterschriften für den Bau der Seidensticker Halle gesammelt hatte, bei Europameisterschaft (1986) und Weltmeisterschaft (1993) im Einsatz war und für ihr Tun schon hoch dekoriert wurde mit Sportehrenbrief und Ehrenplakette. Der Verbandsvorsitzende zitierte Salvador Dali: »Abschied ist die Geburt der Erinnerung« und ergänzte: »Und die Geburt eines neuen Lebensabschnitts«.

Artikel vom 15.01.2007