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Zu den attraktivsten Partien beim »Tal-Memorial« in Moskau Ende des vergangenen Jahres zählte der Sieg des jungen Russen Alexander Grischuk gegen den lettisch-spanischen Star Alexej Schirow. Das Figurenopfer gegen drei Bauern und der souveräne Endspielsieg waren des Namensgebers, des großen Michail Tal, durchaus würdig.


Sizilianisch

Weiß: Grischuk
Schwarz: Schirow

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 e6 4.Lc6 bc6 5.d3 Se7 6.De2 Dc7 7.Sg5 Jetzt sollte Schwarz mit 7...h6 8.Sf3 d5 oder mit 7...Sg6 8.0-0 d5 fortsetzen. 7...e5!? 8.f4! ef4 9.0-0 Sg6 10.Dh5 d6 Der natürliche Zug anstatt etwa 10...h6? 11.Sf7 Kf7 12.Lf4 mit Gewinn, was man nur in unteren Klassen sähe. 11.Lf4 h6 Klar, 11...Sf4 geht nicht wegen 12.Tf4 g6 13.Df3!, weil 13...Lh6 direkt in den Untergang führt: 14.Tf7 Da5 15.Sd2 Lg5 (15...Dd2? 16.Df6 Dg5 17.Te7) 16.Sc4 Dd8 17.e5 Lg4 18.Df2 de5 19.Te1, doch ist 11...f6 12.Sh7 Df7 13.Lg3 Le7 einen Gedanken wert. Alexander Grischuk blickte jetzt tief in die Stellung hinein: 12.Sf7! Df7 13.Ld6 De6 14.Lf8 Tf8 15.Sd2 Ld7 16.Dc5 De7 17.Tf8 Kf8 18.Tf1 Kg8 Zurück lieber nicht: 18...Ke8 19.Dc4 De6 20.Dc3 De7 21.e5!. 19.De7 Se7 20.Sb3 »Fünf gegen zwei«, das ist kein Trainingsspiel auf dem Fußballplatz, sondern das Zahlenverhältnis der Bauern im Zentrum und am Damenflügel. Die Mehrfigur erweist sich als unzureichendes Äquivalent, weil ihr Angriffspunkte in der Bauernkette fehlen. 20...Td8 21.Sc5 Lc8 22.Kf2 Tf8 23.Ke2 Tf1 24.Kf1 Sg6 25.b4 Kf7 26.Ke2 Sf4 27.Kf3 Se6 28.Sb3 Ke7 29.Ke3 Kd6 30.d4 Sc7 31.c4 Le6 32.Kd3 Lg8 33.a4 Se6 34.g3 Sg5 35.Sd2 a6 36.h4 Sh3 36...Se6 geht nicht wegen 37.d5 Sc7 38.c5. 37.Ke3 Das sieht man auch nicht oft: sechs Bauern auf der Vierten, und der Gegner kann nichts tun. 37...g5 38.d5 cd5 39.ed5 gh4 In der Schlussphase dieser spannenden Partie muss immer das Rückopfer auf d5 berechnet werden; hier scheitert 39...Ld5 40.cd5 Kd5 an 41.h5 g4 (41...Sg1 42.Se4) 42.Se4 Kc4 43.b5 ab5 44.a5! Kd5 (44...b4 45.a6) 45.Sf6 Kc6 46.Sg4 b4 47.Sh6 b3 48.Kd2. 40.gh4 Lh7 Und hier noch einfacher an 40...Ld5 41.cd5 Kd5 42.Kf3 Sg1 43.Kg4 Se2 44.Kh5. Schirow könnte aufgeben. 41.Se4 Ke5 42.Sc5 Sf4 43.d6 Se6 44.d7 Sd8 45.Sa6 Kd6 46.Sc5 Lg8 47.Kd4 Sc6 48.Kc3 Ke7 49.b5 Se5 50.b6 Sd7 51.b7 Sb8 52.a5 Kd6 53.a6 Sc6 54.a7. - Schwarz gab auf. Alexander Grischuk soll diesen Sieg als »beste Partie seines Lebens« bezeichnet haben.




W. Seehofer, »Heilbronner Stimme« 2006Matt in sechs Zügen




Lösung der Schachaufgabe von F.W. Wynne:

Der Auswahlschlüssel 1.Lc6! läßt vollständigen Zugzwang entstehen. Die Bauernzüge 1Éh4 und 1Ée4 führen zu 2.Dg4 bzw. 2.Dd5 matt; wenn der Sc5 zieht, folgt 2.Le4 matt. Auf Damenzüge auf der Diagonale c1-f4 kommt 2.S6g7 matt, nach 1ÉDg6/Df6/De6 folgt 2.Tf2/Sd6/Df1 matt; alle anderen Damenzüge lassen 2.Tg5 matt zu. Fabelhaft.


Die »Meisterpartie« schreibt der Internationale Fernschachmeister Christoph Pragua.

Artikel vom 20.01.2007