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»Chancen von Anfang
an« für Neugeborene

Familienhebammen unterstützen junge Familien

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Unterstützen und schützen« - das will das städtische Dezernat Jugend und Soziales mit einer neuen Anlaufstelle für Schwangere, Familien mit Neugeborenen, aber auch für Ärzte, Kliniken, Nachbarn erreichen. Und damit Kindern »Chancen von Anfang an« geben. Das Thema »Kinderschutz« mache sich die Stadt aber nicht erst zu eigen, seit spektakuläre Fälle von Vernachlässigung mit tödlichen Folgen in die Schlagzeilen geraten seien, so Dezernent Tim Kähler.

Bereits seit 2001 beteilige sich die Stadt am Modellprojekt »Soziale Frühwarnsysteme« des Landes. Mit dem Start der städtischen Fachstelle Kinderschutz in enger Zusammenarbeit mit Familienhebammen am 15. Januar wolle man auf freiwilliger Basis frühzeitig Unterstützung bieten - bereits wenn nötig während der Schwangerschaft.
Barbara Blomeier (Hebammenzentrale): »Eigentlich endet die Betreuung durch Hebammen acht Wochen nach der Geburt - Familienhebammen können Familien jetzt begleiten, bis das Kind ein Jahr alt ist.« Gegeben werden soll »konkrete und lebenspraktische Unterstützung«. Das reiche, so Sabine Pohl-Schaper, eine der »Familienhebammen«, von Tipps im täglichen Umgang mit dem Baby bis hin zu Entlastungsangeboten wie »Leih-Oma«, Mutter-Kind-Gruppen, Elterntraining oder ehrenamtlichen Paten. Pohl-Schaper: »Manchmal wächst Eltern alles über den Kopf, sie haben niemanden, den sie bei Fragen zum Kind kurz anrufen können - dann sind wir da.« Ziel: Gefährdungen für ein Kind gar nicht erst entstehen zu lassen. Barbara Blomeier weist darauf hin, dass das Berufsbild der Hebamme in der Bevölkerung »sehr positiv« besetzt sei: »Einer Hebamme schlägt niemand die Tür vor der Nase zu.«
Georg Epp, Leiter des Dienstleistungszentrums Jugend, Soziales, Wohnen schätzt, dass pro Jahr etwa 120 Familien Unterstützung benötigen werden - von rund 3000 Geburten pro Jahr in Bielefeld. Man wollen beitragen zur gesundheitlichen Vorsorge des Neugeborenen, wolle Hilfe zur Selbsthilfe geben. Barbara Blomeier wünscht sich mehr Informationen auch aus der Nachbarschaft oder von Ärzten, um rechtzeitig helfen zu können, aber: »Familienhebammen sind nicht ausführendes Organ des Jugendamtes.« Zudem erfahre ein Anruf bei der Fachstelle für Kinderschutz keinen »Gang durch die Ämter«: »Es wird schnell gehandelt.«

Artikel vom 13.01.2007