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Das »süße Leben« der Turner

Beim »Feuerwerk« in der Seidensticker Halle zündete der Funken

Von Burgit Hörttrich und
Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Muffige Trikots und Kreidestaub? Von wegen! Turnen, das ist Kraft und Anmut, Artistik, Musik - und jede Menge Spaß. Das »Feuerwerk der Turnkunst« Freitagabend in der Seidensticker Halle zündete jedenfalls bei den 3000 begeisterten Zuschauern sofort.

Zum 10. Mal hatte der Bielefelder Sportbund die Turngala eingeladen, die der Niedersächsische Turnerbund in diesem Jahr unter dem Motto »Dolce Vita«, süßes Leben, in der wettkampffreien Zeit auf Tournee geschickt hat. Sportbund-Präsident Ulrich Zimmer freut sich: »Vor der ersten Veranstaltung gab es viele Skeptiker, die sich eines Besseren belehren lassen mussten - Turnen ist absolut nicht von gestern.« Sportbund-Geschäftsführer Karl-Wilhelm Schulze ergänzt: »Der Abend war seit September ausverkauft, wir denken inzwischen über eine zweite Veranstaltung dieser Art im Jahr nach.« Zimmer, Schulze und Oberbürgermeister Eberhard David bedankten sich nicht nur bei den Aktiven, sondern vor allem bei den 105 ehrenamtlichen Helfern für deren Unterstützung: »Ohne sie ginge es nicht.« In Bielefeld seien 12 000 Mitglieder dem Deutschen Turnerbund angeschlossen, 1000 davon sind Kunstturner.
Und »Dolce Vita« selbst war die beste Werbung für Gymnastik und Turnen aller Art: Boden, Barren, Schwebebalken, Ringe.
Die von »Feuerwerk«-Regisseurin Heidi Aguilar perfekt in Szene gesetzte Show wurde ergänzt durch die mindestens ebenso perfekten Auftritte von 32 Gymnastinnen des Turnbezirkes Bielefeld/Gütersloh, die mit Stoffstreifen immer wieder neue Bilder »webten«, und acht Rhönrad-Turnerinnen des TSVE Bielefeld, die unter Beweis stellten, dass ihr Sportgerät ganz und gar nichts Altmodisches an sich hat.
Als »roter Faden« verband Semen Schuster alias Housch-Ma-Housch die akrobatischen und tänzerisch-sportlichen Nummern der Akteure - und zauberte immer wieder ein Lächeln auf die Gesichter der Zuschauer. Die NTB-Showgruppe bewies immer wieder, dass selbst lange Abendkleider nicht an Spagat und Überschlag hindern - Hauptsache, der Schlitz im Rock reicht hoch genug.
Extra-Beifall gab es für die Barrenturner Thomas Greifenstein und Artem Ghazaryan, als die sich ihrer Oberhemden entledigten und ihre Muskeln spielen ließen. Die Männergruppe der japanischen Aomori University zeigten rhythmische Sportgymnastik ohne jegliche Unsicherheit - perfekt bis in die allerkleinste Bewegung. Artisten wie Hoy & Egorov zeigten dazwischen eine Nummer, die bereits beim Festival »Cirque de Demain« in Paris Jubel auslöste: Sie turnten mit verbundenen Augen auf dem Schlappseil hoch über der Matte. Für die musikalische Einlage des Abends sorgte der Bielefelder Jürgen »Bulli« Grundmann mit seinem Lied »Bielefeld bewegt sich« passend zum Seilchen springen, was inzwischen »Rope Skipping« genannt wird.
»Die Mischung macht's,« strahlte Ulrich Zimmer. Und ist überzeugt: »Turnen ist etwas für jedes Lebensalter.«
Die Zuschauer jedenfalls beherzigten den Appell des Oberbürgermeisters: »Lassen Sie sich begeistern!« Und freuen sich schon auf das nächste »Feuerwerk der Turnkunst«: »Hautnah« ist am 30. Dezember 2007 wieder in der Seidensticker Halle zu Gast. Zimmer: »Wie immer die größte Veranstaltung des Sportbundes.«

Artikel vom 13.01.2007