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Guten Morgen

Erpressung


Vater hätte sich besser nicht auf den Vorschlag des minderjährigen Sohnes eingelassen. Als er erzählte, er bräuchte ein neues Handy, leuchteten die Augen des Filius. In seltenem Eifer erklärte er sich bereit, den Einkauf zu übernehmen: »Weißt du, in den Läden ist immer so viel Betrieb, da muss man lange warten. Ich mach' das schon für dich.«
»Neueste Generation«, posaunte der Knabe, als er das Gerät schon am nächsten Tag präsentierte, »da kannst du alles mit machen, sogar fotografieren. Tolle Menüführung, kinderleicht zu bedienen.«
Erste Zweifel befielen ihn, als er die Gebrauchsanleitung aufschlug. Darin tauchten Begriffe auf, die ihm vollkommen unbekannt waren: Push-to-talk oder web'n'walk zum Beispiel. Zwei Stunden beschäftigte er sich mit dem Wunderwerk, dann gab er auf. »Das ist viel zu kompliziert, ich tausch das Ding um.«
Er hätte da eine andere Idee, lächelte der Sohn selbstlos: »Wir tauschen. Du kriegst mein Handy, das ist wirklich idiotensicher, und ich nehm' das Neue.« »Von langer Hand geplante Erpressung«, murmelte der Vater - und ergab sich. Manfred Matheisen

Artikel vom 13.01.2007