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Buchclub macht wieder Gewinn

Entscheidung um neuen Bertelsmann-Chef fällt am kommenden Freitag

Von Edgar Fels
Gütersloh/Berlin (WB). Die Buchclub-Sparte des Gütersloher Medienriesen Bertelsmann hat erstmals seit siebeneinhalb Jahren wieder schwarze Zahlen geschrieben.

Das sagte gestern Buchclub-Sprecher Ulf Brychcy und bestätigte damit einen Bericht des »Handelsblattes.« Der Gewinn soll bei »mehr als fünf Millionen Euro« liegen, schreibt das Blatt unter Berufung auf Unternehmenskreise. Diese Zahl wollte der Buchclub-Sprecher jedoch nicht kommentieren.
Wie es weiter hieß, sei die Zahl der Mitglieder zwar weiterhin abgebröckelt, das Unternehmen habe jedoch im Jahr 2006 pro Mitglied mehr umgesetzt als im Jahr davor. Ende 2005 zählte das deutschsprachige Buchclub-Geschäft 3,3 Millionen Mitglieder. Die Zahl der Buchclubs sei mit 300 in etwa konstant geblieben, sagte Brychcy.
In der Region Ostwestfalen-Lippe betreibt Bertelsmann zehn Buchclubs. Sie befinden sich in Bielefeld, Gütersloh, Paderborn, Detmold, Lemgo, Herford, Bünde, Minden, Rahden und natürlich in Rheda, also dort, wo Firmenpatriarch Reinhard Mohn im Jahr 1950 das deutsche Clubgeschäft startete.
Das deutsche Clubgeschäft gehörte in den vergangenen Jahren zu den Sorgenkindern der Bertelsmann-Sparte Direct Group. Der Geschäftszweig war Ende der 90-er Jahre in die roten Zahlen gerutscht. Bertelsmann reagierte mit einer tiefgreifenden Sanierung, Kosten wurden gesenkt, die Programm- und Marketingabteilung sowie die Geschäftsleitung von Rheda nach Berlin verlagert und das Buchprogramm umgestaltet. Anfang 2006 wurde der ehemalige Chef des spanischen Buchclubs Circulo de Lectores, Fernando Carro, neuer Geschäftsführer beim Club Bertelsmann.
Doch nicht nur für die deutschen Buchclubs verlief das Geschäft 2006 außerordentlich gut. Weltweit habe die Direct Group, in der das Clubgeschäft sowie Verlage, Buchhandelsketten und in den USA auch Musik- und DVD-Clubs gebündelt sind, den operativen Gewinn von 53 auf 106 Millionen Euro verdoppelt, schreibt das »Handelsblatt«. 2005 lag der Umsatz der Direct Group bei 2,4 Milliarden Euro, wozu das US-Geschäft 34,5 Prozent beitrug. 2006 dürfte der Anteil in Richtung 40 Prozent gehen.
Auch wenn die Zahlen nicht überraschend kommen, sondern den Planungen entsprechen, dürfte das gute Ergebnis Direct-Group-Chef Ewald Walgenbach bei der Entscheidung um die Nachfolge von Gesamtkonzern-Chef Gunter Thielen einen gewissen Auftrieb verleihen.
Bereits in der kommenden Woche, Freitag, 19. Januar, wird der Bertelsmann-Aufsichtsrat über die Nachfolge von Thielen entscheiden. Bereits einen Tag vorher trifft sich der Personalausschuss des Gremiums. Als Favorit für den Chefsessel dürfte jedoch Hartmut Ostrowski gelten, der Chef der Druck- und Mediendienstleistungssparte Arvato. Auch Ostrowski hat zuletzt mit glänzenden Quartalszahlen auf sich aufmerksam gemacht, so dass Arvato ebenfalls ein Spitzenergebnis abliefern dürfte.
Nach bisherigen Planungen scheidet Thielen im August 2007 als Vorstandschef aus. Es gilt als sicher, dass sein Nachfolger aus dem bestehenden Vorstandsteam bestellt wird. Dem Vorstand gehören neben Walgenbach und Ostrowski noch RTL-Chef Gerhard Zeiler, Finanzchef Thomas Rabe, der Chef von Gruner + Jahr, Bernd Kundrun, sowie Random-House-Chef Peter Olson an.

Artikel vom 12.01.2007