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Orkan fegt über Europa hinweg

Föhr vom Festland abgeschnitten - Polen und Wales teilweise ohne Strom

Hamburg/Bielefeld/Paderborn (WB/dpa). Ein schwerer Sturm ist gestern über Teile Deutschlands und Europas gefegt.

Bei Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 Stundenkilometern mussten Feuerwehr und Polizei in Schleswig-Holstein, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Berlin mehrmals wegen umgestürzter Bäume, Blitzeinschlägen und umherfliegender Bauteile ausrücken.
In Bielefeld wurde eine Frau von einer Böe vom Rad geweht und brach sich ein Bein. Auf dem Flugplatz in Bielefeld-Windelsbleiche wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 80 Kilometer in der Stunde gemessen.
Auf dem Dach der Dresdner Bank an der Hauptstraße in Bielefeld-Brackwede löste der Sturm eine sieben Meter lange Abdeckung aus Metall. Passanten alarmierten die Polizei, die den Gehweg absperrte. Über den Hausverwalter wurde eine Dachdeckerfirma benachrichtigt, deren Mitarbeiter das Metallstück schließlich abtrennten.
Der Schiffsverkehr an der Küste in Niedersachsen und Schleswig-Holstein war stark eingeschränkt. In England wurde ein Autofahrer von einem herabstürzenden Baum erschlagen. Auf der Autobahn von Brüssel nach Lüttich verunglückte ein Autofahrer wegen starker Sturmböen mit seinem Fahrzeug tödlich.
Der Orkan erreichte nach Angaben des Wetterdienstes Meteomedia auf der ostfriesischen Insel Borkum eine Spitzengeschwindigkeit von 178 Stundenkilometern. Auf dem Brocken im Harz wurden Orkanböen von fast 160 Stundenkilometern gemessen. Im Oberharz riss der Sturm in der Nacht Bäume um. Nach Angaben der Polizei waren die Bundesstraßen 242 und 494 betroffen, weil Bäume auf die Straße und ein Auto gekracht waren.
Auf den Nordseeinseln Sylt und Helgoland bliesen die Orkanböen mit mehr als 120 Stundenkilometern. In der Nähe von Husum (Schleswig-Holstein) wehte der Wind einen Lastwagen um. Fast alle Fährverbindungen zu den nordfriesischen Inseln fielen aus. Föhr und Amrum waren vom Festland abgeschnitten.
Auch die Schifffahrt zu einigen ostfriesischen Inseln war eingeschränkt. Die einzige Winterverbindung von Cuxhaven nach Helgoland musste eingestellt werden. In Bremerhaven deckte der Wind unter anderem ein Hallendach ab. Bei Oldenburg (Niedersachsen) beschädigte ein Baum eine Bahn-Oberleitung.
In Nordrhein-Westfalen entwurzelten heftige Böen zahlreiche Bäume, einem Taxifahrer im Kreis Aachen krachte ein Fassadenteil auf das Auto. Im Münsterland stockte der Berufsverkehr wegen herabgestürzter Dachziegel.
Unterdessen waren in Nordostpolen nach dem nächtlichen Sturm 2500 Haushalte ohne Strom. Umstürzende Bäume hatten zahlreiche Stromleitungen zerstört. Die schwersten Schäden wurden aus der Umgebung der ostpolnischen Großstadt Bialystok sowie im masurischen Lyck (Elk) gemeldet.
An der Kanalküste in Frankreich kam der Schiffsverkehr zum Erliegen, weil der englische Hafen Dover geschlossen wurde. In Großbritannien richteten Wind und Regen erhebliche Schäden an. In Wales waren 80 000 Menschen von der Stromversorgung abgeschnitten.
In Hamburg bereiteten sich die Menschen auf Hochwasser vor, an der niedersächsischen Küste auf eine Sturmflut.

Artikel vom 12.01.2007