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Der Traum ist  ausgeträumt

Günther Jauch geht nicht zur ARD - Nachfolger für Christiansen gesucht

Hamburg (dpa). Günther Jauch wird nicht die Nachfolge von Sabine Christiansen in deren Sonntags-Talk antreten. Das hat der 50-Jährige gestern die ARD wissen lassen. Und Christiansen ließ mitteilen, dass sie nicht länger bleiben werde.
Da steht er fest an seinem »angestammten« Platz im Studio seiner RTL-Quizshow »Wer wird Millionär?«. Und da wird Günther Jauch auch bleiben und weiter seine Erfolgsquoten einfahren.Fotos: dpa
Sabine Christiansen gibt ihren Sonntags-Talk auf.

Es hätte so schön werden können: Um 20.15 Uhr am Sonntagabend der »Tatort« mit seinen acht Millionen Zuschauern und anschließend die neue gesellschaftspolitische Talkrunde mit Deutschlands Vorzeigemoderator und Quotengaranten Günther Jauch. Die ARD, die durch ihre erneute Marktführerschaft im Jahr 2006 an Selbstvertrauen gewonnen hat, wollte sich mit Jauchs Verpflichtung noch ein Stück mehr vom Kuchen abschneiden. Doch der Traum vom großen Sonntagabend und vielleicht noch etwas mehr Jauch in anderen Sendungen ist jetzt geplatzt.
Gestern informierte der 50-jährige Journalist, Showmaster und TV-Produzent seine ARD-Gesprächspartner, WDR-IntendantFritz Pleitgen und dessen NDR-Kollegen Jobst Plog, sowie ARD-Programmdirektor Günter Struve und den ARD-Vorsitzenden Fritz Raff (SR) über seinen Entschluss. Plog erklärte anschließend: »Der Vertragsschluss wurde durch eine Reihe von Indiskretionen und Nachforderungen aus einigen Landesrundfunkanstalten und deren Gremien gefährdet.« Er äußerte sich besorgt, »ob es der ARD in Zukunft noch gelingen wird, einen Fernsehstar ähnlichen Formats für sich zu gewinnen«.
Gründe nennt Jauch mehrere für seinen Rückzieher. Er lässt durchblicken, dass ihm der Widerstand einiger Rundfunkräte gegen sein Engagement nicht geschmeckt hat. Doch neben den Rundfunkräten mahnte auch Pleitgen-Nachfolgerin Monika Piel an, dass gefragte TV-Stars sich zwischen den kommerziellen und den öffentlich-rechtlichen Sendern entscheiden müssten.
Noch Ende November verkündete Programmdirektor Struve nach einer Intendantensitzung, die ARD sei bestrebt, den prominenten Neuzugang stärker ins Programm einzubinden. Von einem weiteren Format war die Rede. Damit war Jauch aber nicht einverstanden. Was ihm auch nicht passte: Die Zuständigkeit für seine Show sollte den Chefredakteuren unterstellt werden. »Damit wäre nach meiner Auffassung die Sendung dem ständigen Risiko ausgesetzt, zum Spielball der politischen Farbenlehre innerhalb der ARD zu werden.« Dies entspreche nicht seinem Empfinden von »innerer Freiheit und äußerer Unabhängigkeit«.
Beim Reizwort Werbung hätte es nach Jauchs Darstellung künftig keine Probleme gegeben. Zwar seien ihm seine Werbeaktivitäten nicht untersagt worden, doch habe er entsprechende Verträge bereits gekündigt oder auslaufen lassen. »Diese Zugeständnisse zeigen, wie sehr ich an dem Format am Sonntagabend interessiert war.« Auch hier hatten sich ARD-intern Kritiker zu Wort gemeldet, denen es nicht recht war, dass einer, der im öffentlich-rechtlichen System ein Informationsformat inhaltlich gestaltet, nebenbei auch noch Werbung betreibt.
RTL habe keinen Einfluss auf seine Entscheidung genommen, betonte Jauch. Ein besseres Angebot des Kölner Privatsenders habe es nicht gegeben. Wie geht es nun weiter am Sonntagabend in der ARD? »Ich bin überzeugt, dass nun jemand anderes die Sendung erfolgreich weiterentwickeln wird«, sagte Jauch. »Dass die ARD und ich uns gesucht, aber dann doch nicht gefunden haben, ist sicher schade, aber für alle Beteiligten durchaus verkraftbar.«
Freuen kann sich vorläufig RTL. Der Sender war in Sorge, den Publikumsmagneten vielleicht eines Tages ganz zu verlieren. Sprecher Christian Körner wertete den Schritt Jauchs als »Bestätigung für unsere erfolgreiche und verlässliche Zusammenarbeit«.

Artikel vom 12.01.2007